Trend zum Einwegauto?

VW will moderne Diesel-Pkw verschrotten, um neue Autos zu verkaufen. Die Frechheit ist größer als die Not – aber der Ruf ist ruiniert. Ein Feldzug gegen das Auto?

Der Autoabsatz ist drastisch eingebrochen, die Produktion bei Ford, Opel und Volkswagen wird reduziert, Personalabbau, Kurzarbeit und „verlängerte Ferien“ sind die Zeichen der Krise. Die Fertigung wird in weltweiten „Produktionsnetzwerken“ verteilt, um Beschäftigung irgendwie zu halten; so wird jetzt z.B. im Wolfsburger Stammwerk ein Modell von SEAT produziert. Beschäftigte werden unter Druck gesetzt, in andere Standorte zu wechseln, wo es doch auch keine Perspektive gibt.

Bei VW sanken die Verkaufszahlen im September in Westeuropa um 40 Prozent. Das ist das Ergebnis des Abgasbetruges,  von Marktsättigung, von mörderischer Konkurrenz in einem nicht mehr wachsenden Markt und das absehbare Ende des Autos als individuelles Verkehrsmittel mit Verbrennungsmotor. Das Vertrauen in die Autoindustrie  und in „made in germany“ ist mit dem Abgasbetrug und den Kartellabsprachen  der fünf deutschen Hersteller (Audi, BMW, Daimler,  Porsche und Volkswagen) ruiniert wie der Ruf der Mafia. Bei Volkswagen und Audi wurde nach Strafverfahren der Staatsanwaltschaften in Braunschweig und München wegen des Abgasbetruges 1,79 Milliarden Euro der Extragewinne abgeschöpft, die durch den Abgasbetrug erzielt worden waren.

Ein Feldzug gegen das Auto?

Die Not ist groß! Der VW-Boss Herbert Diess beklagt bei einer Werbeveranstaltung in Wolfsburg vor wenigen Tagen neben dem Handelskrieg zwischen den USA und China, dem Brexit und den Sanktionen gegen Russland: „Der jetzige Feldzug gegen die individuelle Mobilität und damit gegen das Auto nimmt jedoch existenzbedrohende Ausmaße an.“ Er bezieht sich dabei auf die von der EU vorgesehenen Umweltmaßnahmen, um die Klimavereinbarungen einhalten zu können; in der Konsequenz droht er mit der Nichtweiterbeschäftigung von 100.000 Beschäftigten bei Volkswagen.

Aber die Frechheit ist größer! Der überwiegende Teil der Autoverkäufe sind inzwischen steuermindernd absetzbare Dienst- und Geschäftsfahrzeuge. Seit Jahren gewähren die Autounternehmen und die Händler Rabatte von bis zu 30 Prozent, um Privatpersonen zum Kauf von Autos zu gewinnen. Dem dient auch die „Mobilitätsgarantie“, die Volkswagen für den Fall verspricht, dass es zu großflächigen Fahrverboten kommt, die von der Justiz jetzt tatsächlich durchgesetzt werden sollen. „Der Volkswagen-Konzern ist auch weiterhin bereit, einen Beitrag zu leisten, um seinen Kunden uneingeschränkte individuelle Mobilität zu sichern und dadurch Fahrverbote in besonders belasteten Städten zu vermeiden“, sagte Konzernchef Herbert Diess. Die konsequente Erneuerung der Fahrzeugflotte sei ein schneller und effizienter Weg zu einer besseren Luftqualität. Die alten Rabatte werden neu aufgelegt als „Umweltprämien“, Umtauschprämien“ und Sonderfinanzierungen mit der Maßgabe, dass ältere Fahrzeuge zurück gegeben werden – hat ja 2009 mit der „Abwrackprämie“ auch geklappt. Zurückgenommen werden Modelle aller Hersteller, der Kauf eines Neuwagens oder eines jungen Gebrauchtfahrzeugs wird dann mit einem Preisnachlass unterstützt.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe spricht wegen der beabsichtigten Verschrottung hunderttausender umrüstbarer Fahrzeuge inzwischen von „Einwegautos“, die alle paar Jahre wieder aus dem Verkehr gezogen werden, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Während die CDU/CSU, SPD, FDP, AfD und in Teilen auch die Grünen vor allem Fahrverbote verhindern wollen, kritisiert die verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag Ingrid Remmers: „Die Automanager werden ihr kriminelles Gebaren nur dann ändern, wenn sie mit empfindlichen Strafen seitens der Bundesregierung rechnen müssen. Doch die GroKo weigert sich jedoch weiterhin die gesetzlich vorgesehenen Geldbußen in Höhe von 5.000 Euro pro Fahrzeug wegen illegaler Abschalteinrichtungen zu verhängen.“

https://www.jungewelt.de/artikel/342062.frisierte-abgaswerte-der-trend-geht-zum-einwegauto.html?sstr=einwegauto

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert