VW – Angestellte sollen auf Entgelterhöhungen verzichten

Stolz vermeldet die IG Metall, dass es bei VW eine Einmalzahlung von 1.000 Euro und eine Entgelterhöhung von 3,3 Prozent im Mai diesen Jahres geben soll, außerdem ein Bonus, dessen Höhe noch verhandelt werden muss.

Achtung, wenn das Kapital von Solidarität labert.

Um dagegen Pflöcke einzuschlagen, hat der Vorstand von Volkswagen nun verkündet, diese vereinbarten Zahlungen an ausgewählte Angestellte nicht zu zahlen. Es wird von Management gesprochen, wobei nicht klar ist, wer alles damit gemeint ist: Der Top-Management-Kreis (TMK) inklusive der Konzernvorstände, der sogenannte obere Managementkreis (OMK) oder der Managementkreis (MK) – alles zusammen ein paar hundert überwiegend männliche Angestellte, deren Gehaltstabelle erst bei 150.000 Euro Jahreseinkommen beginnt plus Altersversorgung, plus Boni, plus Geschäftsfahrzeug, plus Versicherung – oder sind außertarifliche AT-Angestellte, einige Spezialisten und Führungskräfte auf der unteren Ebene gemeint, deren Entgelttabelle von 120.000 bis 150.000 Euro reicht?

Sowohl die 1.000-Euro-Prämie als auch die Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent sind zum 1. Mai diesen Jahres vereinbart. Um die Profitrate auf 6,5 Prozent zu steigern, hat der VW-Konzern ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt und mit dem Betriebsrat dazu ein Eckpunktepapier vereinbart. Für die oben genannten Führungskräfte aus dem Management und dem AT-Bereich wären 1.000 Euro Einmalzahlung und 3,3 Prozent Entgelterhöhung verzichtbar, ohne das Armut ausbrechen würde. Aber eine Unternehmenssprecherin sagte: „Mitglieder im Management tragen eine besondere Verantwortung für das Unternehmen und üben eine wesentliche Vorbildfunktion aus, die gerade in der aktuellen Situation zum Tragen kommt.“ Verwiesen wird dabei auf ein schlechtes Marktumfeld als Grund für die Sparmaßnahmen. Auch der Vorstand um Oliver Blume wolle „aus Solidarität“ auf Geld verzichten – was allerdings erst noch vom Aufsichtsrat genehmigt werden muss und was z.B. bei 7,4 Millionen Euro (Oliver Blume) oder 6,8 Millionen Euro (Gunnar Kilian) alles andere als ein Problem wäre. Die geplanten Zahlungen von Inflationsausgleich und Lohnerhöhungen sind tariflich vereinbart. Dieses Geld nun nicht auszuzahlen, wäre ein Vertragsbruch, den sich die IG Metall nicht gefallen lassen wird.

Lohnsenkung als Vorbild für wen?

„Mitglieder im Management üben eine wesentliche Vorbildfunktion aus, die gerade in der aktuellen Situation zum Tragen kommt.“ Wodurch ist die aktuelle Situation eigentlich gekennzeichnet? Der VW-Konzern hat 2023 mehr als 9 Millionen Autos abgesetzt, den Rückgang seit 2018 teilweise wieder ausgeglichen und ca. 20 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Die Reichen sind in den zurückliegenden Jahren noch reicher geworden. Dazu gehören der Porsche-Piëch-Clan und die oberen Manager von Volkswagen. Es stellt sich also die Frage, für wen diese Nichtweitergabe einer vereinbarten Entgelterhöhung ein Vorbild sein soll? Der Vorstand will „aus Solidarität“ auf Geld verzichten? Mit wem wollen die denn solidarisch sein? Offensichtlich mit denjenigen Arbeiterinnen und Arbeitern, denen sie wohl in der kommenden Tarifrunde 2024 keine angemessene Lohnerhöhung zugestehen wollen.

Keine Frage, die Schere zwischen den hohen Managergehältern und den Löhnen der Arbeiterinnen und Arbeiter, der Ingenieurinnen und Ingenieuren ist zu weit auseinander. Das ist ein Grund dafür, dass in der IG Metall seit langem darüber diskutiert wird, Lohnerhöhungen nicht prozentual zu vereinbaren, sondern Tariferhöhungen mit Arbeitszeitverkürzung und festen Geldbeträgen zu verhandeln – drei Euro pro Stunde oder zum Beispiel 400 Euro pro Monat. Hinzu kommt, dass es innerhalb des VW-Konzerns Bereiche noch ohne Tarifvertrag gibt: Die Fabrik in Chattanooga/USA, aber auch bei dem Konzerneigenen Fahrservice MOIA in Hamburg. Die Tariflosigkeit in Hamburg führt dazu, dass hunderte Fahrerinnen und Fahrer für einen Armutslohn von 13 Euro pro Stunde schuften müssen und wie Sklaven überwacht werden. Der gesamten Gesellschaft gehen durch Tarifflucht von Unternehmen wie Volkswagen Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge verloren – auf das ganze Land gerechnet jährlich 130 Milliarden Euro verbleiben in den Kassen der Konzerne und auf den Konten der Reichen. Für ein Unternehmen, das gleichzeitig direkte und indirekte Subventionen vom Staat bekommt, ist das allein schon ein Skandal.

Es geht um Gerechtigkeit. Mit dem Testballon „Managergehälter“ soll die Belegschaft auf neue Sparorgien vorbereitet und gespalten werden. Schließlich sollen die Personalkosten um 20 Prozent reduziert werden. Eine große Aufgabe und eine große Verantwortung vor der IG Metall und den Arbeiterinnen und Arbeitern bei Volkswagen.

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