Automobilindustrie 2024 – gut für die Aktionäre, schlecht für die Arbeiter?

Arbeitsplätze in der Autoindustrie sind einzelbetrieblich oft nicht zu halten – ein industriepolitisches Konzept und ein gesellschaftlicher Plan für eine sozial-ökologische Konversion sind erforderlich: Eine Orientierung auf die Bedürfnisse und nicht auf den Profit! Mehr Luxus, mehr Oberklasse bedeutet mehr Treibhausgase und weniger für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Vernunft kann nicht länger warten.

… 2023, ein gutes Jahr für die Aktionäre, ein schlechtes Jahr für die Arbeiterinnen und Arbeiter und ein ganz schlechtes Jahr für die Umwelt!

… 2023 verzeichneten Autos der Luxusklasse und Sportwagen, die mehr CO₂ ausstoßen, einen überdurchschnittlichen Zulassungsanstieg.

… 2023 minus 80.000 Arbeitsplätze in der Auto- und Zulieferindustrie.

Betrachtet man die Gesamtzahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge (48,5 Millionen), ist der Anteil sogenannter alternativen Antrieben äußerst gering: 92 Prozent Verbrenner, 2 Prozent Elektro-Autos (nur wenig mehr als 1 Million), der Rest sind Hybride und Gasantriebe.

Der Absatz von Elektroautos ist auf schwacher Basis, nun eingebrochen mit Produktionsrückgängen und Kurzarbeit, „autonomes Auto“ auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Die Prognosen zum Absatz von E-Autos erfüllen sich nicht ansatzweise – trotz medialer Begleitmusik und massiver Subventionen durch die Regierungen – viele Investitionen in diese Richtung sind verbrannt. Das Ziel von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 wird unerreichbar, die Anzahl an Verbrenner-Autos wird indes nicht geringer. Das liegt auch am Preis der Elektro-Fahrzeuge aus der Produktion von VW, Daimler und BMW. Kaum eines ist unter 40.000 Euro zu haben.

Im Vergleich zum Dezember 2022 haben die Pkw-Neuzulassungen, auch E-Autos, deutlich nachgelassen. In der Jahresbilanz steigt die CO₂-Emission. Der abrupte Ausstieg der Bundesregierung aus der Subventionierung von E-Autos spielte jedoch noch kaum eine Rolle, dessen Wirkung wird sich erst im laufenden Jahr 2024 entfalten. Die Autoindustrie sorgt zwischenzeitlich mit hohen Rabatten dafür, dass die weggefallenen, von Steuerzahlern finanzierten Subventionen, kompensiert werden. Da das auf das Ergebnis der Konzerne nicht durchschlagen soll, sind weitere drastische Sparmaßnahmen bei den Zulieferern und in den Autofabriken geplant. So hat zum Beispiel Bosch angekündigt, 1.200 Stellen in der Softwareentwicklung zu streichen. Bosch und andere große Zulieferer, selbst Ford, haben darüber hinaus Fabriken geschlossen oder dieses angekündigt und Arbeiterinnen und Arbeiter vor die Tür gesetzt: Ford in Saarlouis, ZF in Damme, Gelsenkirchen und in Eitorf bei Bonn, Conti in Aachen, Gifhorn, Nürnberg und Mühlhausen, Michelin in Homburg, Trier und Karlsruhe, Bosch in Bietigheim und Arnstadt, Mahle in Gaildorf, Freiberg und Mattighofen, GKN in Zwickau.

Minus 80.000 Arbeitsplätze in der Auto- und Zulieferindustrie in den zurückliegenden Jahren.

Ganz anders die Bilanz der Konzerne, vor allem der Big three (VW, Daimler, BMW): Zusammen haben sie weltweit fast 15 Millionen Fahrzeuge verkauft, je plus 12, 1,5 und 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und damit die Rückgänge seit 2018 fast wieder aufgeholt. Beruhigend für die Aktionäre, die sich über einen reichen Dividendensegen 2024 freuen können: Nach Steuern werden die big three hochgerechnet folgende Gewinne einfahren und zu einem guten Teil an die Aktionäre ausschütten: Volkswagen ca. 18 Milliarden, Mercedes ca. 15 Milliarden und BMW ca. 7 Milliarden Euro. Den Porsche-Piëch-Clan, die Quandt-Familie und die Scheichs von Katar und Kuweit wird es freuen. Geringerer Absatz und mehr Profit durch schärfere Ausbeutung und die Orientierung auf Luxus.

Ohne Verkehrswende, ohne Konversion in Richtung öffentlichen Verkehr, ohne massive Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeugpark, in Bus und Bahn der öffentlichen Verkehrsbetriebe, ohne eine kollektive Arbeitszeitverkürzung (4-Tage-Woche), ohne Orientierung auf den gesellschaftlichen Bedarf sind Industrie und Arbeitsplätze hochgradig gefährdet. In der global verflochtenen Wirtschaft sind Krisen einzelbetrieblich nicht auflösbar – deshalb bedarf es eines gesellschaftlichen Planes. Schon in den 1920er Jahren wurde von Gewerkschaften das Konzept von Wirtschaftsdemokratie ausgearbeitet und als Programm beschlossen. In der Satzung der IG Metall findet das seinen Niederschlag im § 2: „Erringung und Sicherung des Mitbestimmungsrechtes der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Betrieb und Unternehmen und im gesamtwirtschaftlichen Bereich durch Errichtung von Wirtschafts- und Sozialräten; Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmungen in Gemeineigentum.“

Es wird Zeit, solcher Art Vernunft und Antikapitalismus ins Zentrum der Debatten und der sozialen Kämpfe zu stellen.

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