Moratorium? Krise mit Ankündigung statt Kampf um soziale und ökologische Alternativen!

In meiner Timeline finden sich in der Woche vom 27.1. bis 5.2. 2020 folgende sehr unvollständig zusammengetragene Meldungen:

  • Bosch verlagert die Produktion von Lenksystemen von Bremen nach Ungarn (minus 240 Jobs),
  • Volkswagen verlagert die Sitzefertigung aus Hannover nach Ungarn (minus 450 Jobs),
  • Harman verlagert die Produktion von Audioystemen von Straubing nach Ungarn (minus 625 Jobs).

1.315 Jobs in einer Woche nach Ungarn verlagert: 1.350 Jobs, deren Vernichtung innerhalb einer einzigen Woche am Beginn des Jahres 2020 in der Auto- und Zulieferindustrie angekündigt wurde. Diese schlichten Produktionsverlagerungen in Länder mit noch geringeren Löhnen für die Arbeiterinnen und Arbeiter werden uns als „Transformation“ verkauft. Der Bayrische Rundfunk meldet: „Die im Harman-Werk Straubing laufende Produktion soll schrittweise an andere Standorte, insbesondere an die bereits existierenden Werke Székesfehérvár und Pécs (beide Ungarn) verlagert werden. Harman strebt eine enge Zusammenarbeit mit dem Gesamtbetriebsrat an, um sozialverträgliche Lösungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die von dieser Ankündigung betroffen sind, teilt Harman weiter mit.“

Der Betriebsrat und die IG Metall wollen sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass das Werk in Straubing geschlossen wird; anders als bei Bosch in Bremen, wo die IG Metall bereits Konditionen für die Werkschließung ausgehandelt hat. Die Mitarbeiter von Harman sind entsetzt, es herrsche Wut, sagte Heinz Hausner von der IG Metall dem Bayerischen Rundfunk. Gemeinsam wolle man nicht nur verschiedene Optionen durchsprechen, beispielsweise die Suche nach einem Käufer für den Standort in Straubing, sondern auch Protestaktionen in Straubing planen. Die Werksschließung des Autozulieferers Harman in Straubing ist für den Standort eine „absolute Katastrophe“, sagte der Gewerkschaftssprecher. Er bezeichnete die Begründung der Werksleitung als „fadenscheinig“. Viele Mitarbeiter haben eine lange Betriebszugehörigkeit und teilweise würden beide Ehepartner bei Harman arbeiten. Zwar seien die Mitarbeiter hoch qualifiziert, aber eben nur für ihr Produkt. Daher schätzt Hausner deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt in der Region als „relativ schlecht“ ein. Außerdem komme die Werksschließung zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In der derzeitigen Industriekrise verhielten sich Betriebe im Umfeld sehr verhalten und würden teilweise Leiharbeiter abbauen.

Im Großen bei der Bundesregierung und im Kleinen beim Landrat kassieren die Unternehmer Subventionen ab mit vagen Andeutungen, dann vielleicht doch nicht in niedrigere Lohnländer zu fliehen oder nicht ganz so viele Arbeitsplätze zu vernichten. Der Bayrische Rundfunk berichtet, auch der Landrat des Landkreises Straubing-Bogen, Josef Laumer (CSU) zeige sich betroffen: „Wir haben auch das weitere Gespräch mit dem Betriebsrat gesucht, um Hilfsmöglichkeiten durch den Landkreis auszuloten.“

Das alles, die Verlagerung von Produktion und die Vernichtung von Arbeitsplätzen, findet statt in einer Situation, in der die IG Metall über ein „Moratorium“ mit den Arbeitgebern verhandeln will, wo doch kräftige Lohnforderungen und eine deutliche Verkürzung der Arbeitszeit angesagt wären, wo der Bau- und Ausbau der Bahnbetriebe mit ihrem Beschäftigungspotenzial und die Mobilitätswende Priorität haben sollten, weil es ökologisch zwingend ist und es dafür auch viele Bündnispartner in der Gesellschaft gibt.

https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/autozulieferer-harman-will-werk-in-straubing-definitiv-schliessen,Rnpg9ze

https://www.igmetall-hannover.de/aktuelles/meldung/der-standort-hannover-und-damit-ueber-450-arbeitsplaetze-sind-massiv-gefaehrdet/

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