Dialog für eine sozialgerechte und ökologische Verkehrsswende

Wie wir das Klima schützen und die Verkehrswende umsetzen können

Der sozial-ökologische Umbau der Gesellschaft ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft. Wie können die Klimaziele erreicht und die sozialen Ansprüche der Beschäftigten der Auto- und Zulieferindustrie gleichzeitig gesichert werden? Diese und weitere Fragestellungen beschäftigten die Teilnehmer*innen des „Wolfsburger Zukunftsdialog“ am 15. September 2022 im Bildungshaus der Volkshochschule. Als Ziel der Tagung soll ein zivilgesellschaftliches Bündnis entstehen, ein offener Debattenraum, in dem Fragen und Probleme der Transformation bearbeitet werden, um Ideen für die Zukunft gemeinsam zu entwickeln. Der „Wolfsburger Zukunftsdialog“ stellt das Bündnis von Gewerkschaften, Kirche, Umwelt- und Sozialverbänden für eine sozial gerechte Mobilitätswende auf lokale Füße.

Gut besucht war die Auftaktveranstaltung mit vielen Menschen aus der Region, mit Vertreterinnen und Vertretern der Allianz für die Region, von Attac, BUND, Deutscher Gewerkschaftsbund, Die LINKE, Die Grünen, Fridays for Future, Gewerkschaft der Polizei, IG Metall, Industrieseelsorge, Naturfreunde, Ostfalia, Projekthaus Amsel 44, der Volkshochschule, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Stadtjugendring, Students for Future, Verkehrsclub Deutschlands, Verdi und der Weiterbildungsverbund ko:nect.

Nach einer Begrüßung durch Dr. Birgit Rabofski, der Leiterin des Bildungshaus, folgte eine Einführung ins Thema durch Stephan Krull, Koordinator des Gesprächskreises „Zukunft Auto Umwelt Mobilität“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Danach beeindruckende und prägnante Stellungnahmen einer Vertreterin der Stadt Wolfsburg, der IG Metall, von Verdi und Fridays for Future.

Klar war allen, dass die Erreichung des 1,5-Grad-Zieles eine Mobilitätswende erfordert: weniger motorisierten Individualverkehr, mehr öffentlichen Verkehr. Diese Ziele werden mit den aktuell beschlossenen Maßnahmen von Bund, Land und Kommune nicht erreicht. In der globalen Klimabewegung setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass wir einen Systemwechsel brauchen – eine gesellschaftliche Zeitenwende. In Südostniedersachsen, in der Region zwischen Harz und Heide, ist das schwierig wegen der Dominanz von VW, andererseits günstig durch die besondere Mitbestimmung und Landesbeteiligungen am VW-Konzern und dem Stahlwerk in Salzgitter. Es gibt schon viel, das für einen anderen Verkehr nötig ist: Facharbeiter, Ingenieurinnen, ein Stahlwerk, einen Bahnhersteller und Zulieferer. In der Autoindustrie müssen Personal und Ausbildungsplätze nicht im großen Stil abgebaut werden, wenn künftig smarte kleine Busse oder schöne Seilbahnkabinen für den großen Bedarf im öffentlichen Verkehr gebaut werden. Volkswagen würde zu einem Mobilitätsanbieter entsprechend seinem Namen. Wir sind optimistisch: Ein Aufschwung im Schienenfahrzeugbau in unserer Region wird den Abschwung der Autoindustrie sicher kompensieren.

An acht Thementischen wurden im weiteren Verlauf die vier Dimensionen des Bündnisses besprochen: Mobilität als Teil der Daseinsvorsorge, Mobilität für Lebensqualität und Gesundheit, Mobilitätswirtschaft für Wohlstand und Beschäftigung, Mobilitätswende braucht einen kulturellen Wandel. Das sind die vier Dimension des Verkehrswendebündnisses: Bündnis Verkehrswende

Von diesen Thementischen kamen viele konstruktive Vorschläge:

1.

  • Stärkung eines kostengünstigen öffentlichen nahverkehrs, besonders im ländlichen Raum:
  • Ausbau alternativer Mobilitätsangebote (Sharing-Dienste, Kita-/ Schulbusse, Rufbusse)
  • Ein Ticket mit vielfältiger Nutzung, Vereinfachte Tarifstrukturen
  • Berufe im ÖPNV attraktiver gestalten

2.

  • Die Verkehrswende muss in den Kommunen beginnen, die Kommunen brauchen mehr Handlungsspielraum und Finanzen
  • Sondervermögen für den Ausbau des ÖPNV
  • ÖPNV auf das Land, smarte kleine Busse mit KI = Lebensqualität
  • Tempo 30 innerorts = mehr Gesundheit
  • Unsere Lebensweise: Gutes Leben statt Konsumzwang und Kreativität
  • Bundesverkehrswegeplan zurückziehen (Autobahn- und Fernstraßenbau stoppen)
  • Inlandsflüge beenden
  • Sicheren Radwegeausbau vorantreiben

3.

  • Wohlstand und Beschäftigung widersprechen sich nicht
  • Wirtschaftlichkeit und gute Lohne für Mobilitätsanbieter
  • Klimaschulden abbauen – motorisierten Individualverkehr reduzieren durch gutes Angebot von öffentlichem Verkehr
  • Planmäßige Qualifizierung für die Verkehrswendebündnis
  • gesteuerte und faire Umverteilung: CO2-Ausgleich; Bonus für Geringverbraucher – malus für Vielverbaucher
  • Politische Regulation, Transparenz bei Investitionen
  • Gesellschaftliche Debatte / Aushandlung von „Gutem Leben“ und der Bedeutung von Mobilität, Mobilitätsbedürfnissen und Mobilitätzwängen

4.

  • Bildung und Erziehung fördern den kulturellen Wandel, führen zur Aufklärung
  • Medien und Werbung anpassen
  • Wahrnehmung, Komfort der Alternativen zum Auto verbessern
  • Änderung der materiellen Rahmenbedingungen für Mobilität – Vorrang für den Umweltverbund
  • Mobilitätszwänge verringern (Arbeitswege, Einkaufswege)
  • Stadt- und Raumplanung, lebendige Dörfer mit guter Infrastrukturbau
  • Demokratische gesellschaftliche Debatte zur Mobilität, wissenschaftliche Erkenntnisse anerkennen und nutzen

Im Jahr 2023 folgen sechs weitere Veranstaltungen, zu denen jeweils einzelne Aspekte bearbeitet werden. Gestartet wird damit am Donnerstag, 26. Janur 2023 im Wolfsburger Bildungshaus.

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/mobilitaet/mobilitaet_Buendnis_sozialvertraegliche_Mobilitaetswende_Broschuere_.pdf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert