Porsches Börsengang: Cash back für den Familienclan

Porsche geht an die Börse – ein „historischer Moment“? Hersteller von Luxusautos kehrt heim: Cash back und mehr Einfluss für den Porsche-Piëch-Clan.

Der VW-Konzern hatte im Februar 2022 mitgeteilt, die Umsetzbarkeit eines Börsengangs der Porsche AG zu prüfen – des Teilkonzernes, der für Produktion und Vertrieb der Luxusautos zuständig ist. Die gewünschten Ergebnisse liegen nun vor und der Vorstand von Volkswagen hat, natürlich mit Zustimmung des Aufsichtsrats, beschlossen, einen Börsengang der Vorzugsaktien der Porsche AG – vorbehaltlich der weiteren Kapitalmarktentwicklungen – anzustreben und bis Ende des Jahres 2022 umzusetzen.

Zur Vorbereitung des Börsengangs und zur Sicherung des Einflusses des Porsche-Piëch-Clans ist das Grundkapital der Porsche AG in 50% Vorzugsaktien und 50% Stammaktien geteilt worden. Im Rahmen des Börsengangs würden insgesamt bis zu 25% der Vorzugsaktien an der Porsche AG aus dem Bestand der Volkswagen AG an Investoren verkauft werden.

In dem Zusammenhang würde die Porsche Automobil Holding SE – das ist die Familienholding, die mit mehr als 53 Prozent am Stammkapital von Volkswagen beteiligt ist – 25% zuzüglich einer Aktie am Stammaktienkapital der Porsche AG von Volkswagen erwerben, um über eine Sperrminorität zu verfügen und den Einfluss des Clans zu sichern.

Die Porsche Automobilholding SE – mehr Profit als Umsatz

Im März 2007 wurde vom Familienclan, formal vom Porsche-Aufsichtsrat, die Gründung der Porsche Automobil Holding beschlossen, um die operative Geschäftstätigkeit von der Beteiligungsverwaltung zu trennen. Das Geld sollte nicht in die Hände von Volkswagen fallen, wenn die Spekulation in die Hose geht. Der Clan hatte zwischenzeitlich das VW-Gesetz angegriffen und im Oktober 2007 erklärte der Europäische Gerichtshof nach einer Klage der EU-Kommission die im VW-Gesetz enthaltene Beschränkung des Stimmanteils eines Aktionärs – wie inzwischen Porsche – auf maximal 20 %, auch wenn er einen höheren Aktienanteil besitzt, für einen Verstoß gegen das EU-Recht. Porsche SE ist eine „europäische Aktiengesellschaft“ außerhalb der deutschen Unternehmens- und Betriebsverfassung, ohne jede Mitbestimmung. Ziel der Attacke des Familienclans war es, den 10 mal größeren VW-Konzern zu beherrschen und alle Gewinne daraus auf das eigene Konto umzuleiten. Bald war die Familienholding entgegen allen Beteuerungen dann im Besitz von schließlich mehr als 53 Prozent der VW-Stammaktien. Dementsprechend erwirtschaftete der Porsche-Konzern mit seiner VW-Beteiligung im ersten Geschäftsjahr mit 8,6 Milliarden Euro mehr Profit als er Umsatz gemacht hat. Zur Finanzierung des Kaufes von Volkswagen hat Porsche zehn Milliarden Euro Kredite aufgenommen und bei den Banken die Volkswagen-Aktien als Sicherheiten hinterlegt. Im Sommer 2009 beschloss der Aufsichtsrat, die durch den gescheiterten Übernahmeversuch entstandenen Milliardenschulden durch eine Kapitalerhöhung von mindestens fünf Milliarden Euro abzubauen. Die Scheichs des Scharia-Staates Katar wurden eingeladen, mit ihren Gewinnen aus der Erdölgewinnung in den Autokonzern einzusteigen. Seither verstehen sich die Mitglieder des Porsche-Piëch-Clans und der Herrscherfamilie Al Thani bestens.

Mitgeteilt wird am 5. September 2022, dass Volkswagen die Porsche AG nach der Umsetzung des Börsengangs im Wege der Vollkonsolidierung in ihren Konzernabschluss einbeziehen wird. Die bestehende industrielle und strategische Kooperation zwischen der Volkswagen AG und der Porsche AG würde nach dem Börsengang umfassend fortgesetzt. Genau das war bisher die Lebensversicherung für Porsche, weil die CO2-Flottenvorgaben nur als integrierter Konzern eingehalten werden konnten, niemals allein von den Spritschluckern und CO2-Schleudern von Porsche.

Im Fall des Börsengangs wird der Volkswagen Konzern im Dezember 2022 eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, in der er seinen Aktionären – das ist vor allem der Porsche-Piëch-Clan – vorschlägt, eine Sonderdividende in einem Umfang von 49% der Erlöse aus dem Börsengang an die Aktionäre auszuschütten: Cash back für den Porsche-Piëch-Clan in Perfektion, 10 Milliarden Euro stehen in Aussicht.

Betriebsrat von VW und Porsche stimmten zu

Die Zustimmung des Betriebsrates bzw. der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat einschließlich des IG Metall-Vorsitzendem Jörg Hofmann und des Porsche-Betriebsrates wurde versilbert. Die Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Daniela Cavallo, sagt dazu: „Die Perspektiven für die Beschäftigten und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Standorte müssen stimmen“. Für die Beschäftigten der Volkswagen AG und der VW Sachsen GmbH verhandelte der Betriebsrat einen Sonderbonus von 2000 Euro für den Fall des erfolgreichen Börsenganges: 200 Millionen für mehr als 100.000 Beschäftigte, jedoch mehr als zwei Milliarden für die 60 Mitglieder des Familienclans. Das der Betriebsrat unabhängig der Interessen der Beschäftigten von Volkswagen zustimmen würde, hat sich schon vor mehr als einem Jahr angekündigt: „Wenn der Preis stimmt, wäre es sicher eine Überlegung wert, Porsche an die Börse zu bringen“, sagte der damalige Betriebsratsvorsitzende Osterloh der Wochenzeitung Die Zeit im April 2021. Die Frage sei doch: „Was mache ich mit den Einnahmen aus dem Börsengang? Wenn wir ein anderes Unternehmen kaufen und das nicht mit Krediten bei Banken finanzieren wollen, dann könnte ein Teilbörsengang Sinn ergeben.“

Die Süddeutsche Zeitung berichtet so: „Den Familien wird nachgesagt, der Porsche SE durch die Umstrukturierung der Anteile und den Börsengang wieder mehr direkten Zugriff auf den Sportwagenbauer mit ihrem Namen geben zu wollen.“ Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der mit im Aufsichtsrat sitzt: „Der vorgesehene Börsengang von Porsche bietet erhebliche Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des VW-Konzerns insgesamt und vor allem seiner niedersächsischen Standorte.“ Auch der dritte Großaktionär, die Sklavenhalter aus Katar, stehen hinter dem Plan.

Am Tag der Ankündigung bezeichnete der neue Konzernchef Oliver Blume den Schritt als „historischen Moment für Porsche“. Im Kontext der Geschichte von Porsche und Volkswagen wäre Blume besser beraten, „historische Momente“ nicht allzu sehr zu bemühen.

Das Spekulationskarussell dreht sich schneller und weiter. Der Porsche-Piëch-Clan erhöht seinen direkten Einfluss auf den Luxuswagenhersteller, der renditeträchtiger ist als der Rest des VW-Konzerns. Der Börsenwert und der Aktienkurs des VW-Konzerns werden weniger Wert sein, weil die „Perle“ Porsche extra bilanziert wird. Der Druck auf die Beschäftigten wird sich erhöhen, die Konkurrenz wird verschärft, das Hamsterrad wird sich schneller drehen, um mit den anderen Autoherstellern, mit BMW und Mercedes, mit Peugeot, Citroen, Renault und Fiat mitzuhalten.

Zur Historie siehe auch dieses Buch, erhältlich im Buchladen Deines Vertrauens: https://www.ossietzky.net/laden/75-jahre-stadt-des-kdf-wagen-wolfsburg-stephan-krull-hg/

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