Autoindustrie: Milliarden-Profite trotz Krise!

Big three der deutschen Autoindustrie: Milliarden-Profite trotz Krise – ohne China ginge es nur bergab.

Wir erleben eine Vielfachkrise von Ökologie, Ökonomie, des Gesundheitswesens und dem Zerfall demokratischer Strukturen. Es gibt viele Verlierer, Vorboten all dessen, was auf uns zukommt: in unserem Land mehr als 510.000 Personen, die zusätzlich erwerbslos geworden sind, insgesamt 3,7 Millionen Menschen ohne Erwerbsarbeit.1 „Die Pandemie legt Firmen der Alltagsökonomie lahm, den 30 Konzernen im Dax kann sie wenig anhaben“ berichtet das Handelsblatt (26.3.2021).

Dramatisch die Pleiten, Geschäftsaufgaben und bevorstehenden Insolvenzen im Einzelhandel, in der Gastronomie und von Soloselbständigen, Künstlerinnen und Künstlern, die existenziellen Sorgen von in der Leiharbeit beschäftigten, von Minijobbern und Freelancern. Die drei großen deutschen Autokonzerne (Volkswagen, Daimler und BMW) haben etwa 20.000 Arbeitsplätze im Jahresverlauf 2020 abgebaut.

Man reibt sich verwundert die Augen, wenn man sich die Bilanzen der Autokonzerne anschaut: Weniger Absatz aber höhere Gewinne und rasant steigende Aktienkurse – eine Wette auf weiter steigende Profite, die nicht in jedem Fall aufgehen wird.

Aktienkurs

+ 2020

Produktion

minus 2020

Personal

global

Gewinn

Mrd. Euro

Ausschüttung

an Aktionäre

Mrd. Euro

Gewinnrücklage

Mrd. Euro, Zuwachs in %

Volkswagen

175 %

1.600.000

– 5.000

8,8

2,4

101, + 4%

Daimler

150%

500.000

– 10.000

4,0

3,6

23, + 3%

BMW

75%

300.000

– 6.000

3,8

1,2

11, + 5%

Big three

2.400.000

– 21.000

16,6

7,2

135

(Daten aus den Geschäftsberichten; Aktienkurse Stand 25.3.2021; S.K.)

Die Absatzrückgänge sind keine neue Erscheinung und haben nur bedingt mit der Pandemie zu tun. Seit 2018 stagniert der Weltmarkt, in Europa und Amerika ist er rückläufig, in China wächst er langsamer als in der vorherigen Dekade. „Das Problem ist das Geschäftsmodell der Branche, das dafür ausgelegt ist, jährlich 70 Millionen Autos in den Weltmarkt zu drücken”, sagt der Betriebsratsvorsitzende des VW-Werkes in Kassel, Carsten Bätzold2. Daraus ergibt sich bei stagnierendem Absatz die mörderische Konkurrenz der globalen Autokonzerne, die auf jeden einzelnen Arbeitsplatz projiziert wird und zur weiteren Konzentration mit der Tendenz zur Monopolisierung führt.

Der Absatz auf dem chinesischen Markt ist die wesentliche Profitquelle. Der VW-Konzern verkauft inzwischen fast die Hälfte der Autos in der Volksrepublik, bei Daimler und BMW sieht es nicht viel anders aus. Die zweite Gewinnquelle sind sprudelnde Subventionen in Europa. Die Ankündigung zum Aufbau einer Batteriefertigung in verschiedenen europäischen Ländern verbinden die Konzerne mit der Erwartung großzügiger staatlicher Unterstützung analog der Tesla-Fabrik in Grünheide, die mit mindestens einer Milliarde Euro subventioniert wird. Die EU-Kommission hat bereits 3 Milliarden Euro für den Bau von Batteriefabriken zugesagt. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos wird mit Milliarden Euro vorangetrieben, etwa 10 Milliarden Euro werden vom Staat als Verkaufsprämien für Elektroautos ausgereicht – bis zu 10.000 Euro pro Fahrzeug. Bei den kleineren Zulieferbetrieben werden die Preise so lange gedrückt, bis diese nicht mehr können. Aber selbst aus der Kurzarbeit wird noch Profit geschlagen. Etwa eine Milliarde Euro Lohnzuschüsse haben die drei Autokonzerne bekommen – und zahlen dennoch üppige Dividenden und erhöhen ihre Gewinnrücklagen.

Aus ihrer Sicht konsequent ist es, wie schäbig sich die Autokonzerne in der aktuellen Tarifrunde gegenüber den Beschäftigten verhalten. Der Geschäftsführer der IG Metall aus Hannover, Dirk Schulze berichtet: „Das Angebot des Arbeitgebers war mi-mi-mi: mies, miserabel und minus. 1,2 Prozent für zweieinhalb Jahre … ein ganz schlechter Scherz.“ (Stand 25.3.2021)

Der linke Bundestagsabgeordnete Victor Perli aus der Region mit vielen VW-Werken in Niedersachsen sagt: „Kapitalismus pur bei Volkswagen. Das ist ein Milliardengewinn, der auf Kosten der Beschäftigten erwirtschaftet wurde. In den Betrieben wird immer mehr Druck ausgeübt, um die Profite zu steigern. Stellenabbau, Ausgliederungen, mehr Arbeitsdruck. Die Gewerkschaften können jetzt in der aktuellen Tarifrunde zurecht einen größeren Schluck aus der Pulle fordern.“

 

https://www.jungewelt.de/artikel/399716.serie-unsere-armut-ihre-profite-mit-vollgas-durch-die-krise.html

1https://www.arbeitsagentur.de/news/arbeitsmarkt-2021

2„Freitag“, 12.2021, 5.3.2021

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