Ferdinand Piëch: Eine prägende Figur des Kapitalismus

Ferdinand Piëch starb am vergangenen Sonntag nach einem Restaurantbesuch im bayerischen Rosenheim. Seine Witwe Ursula lässt verlauten: „Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer.“ Sogleich wird diese Legende zum Titel in der FAZ, die ihn weiter als „gefürchteten Manager und großen Familienmenschen“ beschreibt – wohl wegen der 12 oder 13 Kinder, deren Vater er ist. Vorstand und Aufsichtsrat von VW melden: „Im Namen aller 660.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolieren Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen von Ferdinand Piëch und würdigen seine großen Verdienste um Volkswagen, die Konzernmarken und die Entwicklung des Automobils insgesamt.“ Auch der Betriebsratsvorsitzende lobt den Verstorbenen über den grünen Klee, spricht von „Liebe zum Produkt, strategische Weitsicht und feinem Gespür.“ Piëch galt als Patriarch des VW-Imperiums, das er tatsächlich zu Teilen geschmiedet hat.

Als er 1993 vom damaligen Aufsichtsrat zum Vorstandschef bestimmt wurde, war das gleichzeitig eine Absage an den Mitbewerber Daniel Goedevert und eine Weichenstellung für die „Männer mit Benzin im Blut“. VW und die gesamte Autoindustrie waren in einer Krise, die genutzt wurde, um durch Arbeitszeitreduzierung mit Lohnverlust und folgende massive Produktivitätssteigerungen den Profit zu steigern. Der Sozialdemokrat Peter Hartz wurde dafür als Personalvorstand geholt. Was im VW-Labor im Kleinen ausprobiert wurde, wurde von Gerhard Schröder, dem „Genossen der Bosse“ zusammen mit Peter Harz in die Agenda 2010 überführt. Hartz wurde später wegen Bestechung des Betriebsrates rechtskräftig nach § 119 des Betriebsverfassungsgesetzes verurteilt – nur Piëch wollte von Bordellbesuchen rund um die Welt nichts gewusst haben. Piëch holte José Ignacio López unter abenteuerlich-kriminellen Umständen von General Motors zu VW. Dort verdiente der sich wegen der Auspressung von Lieferanten den Titel „Der Würger von Wolfsburg“.

 

Berüchtigt aus dieser Zeit folgender Ausspruch von Piëch: „Immer wenn es um Krieg geht, sind am Ende weniger vorhanden. Und es gibt immer Gewinner und Verlierer. Und ich habe die Absicht, mit unseren Partnern, die VW in der ganzen Welt hat, der Sieger zu sein.“

Der VW-Konzern baut wegen der Strategie von Piëch kaum noch Autos fürs gemeine Volk, sondern Luxuskarossen, spritschluckende SUV‘s, LKW‘s und Motorräder, Militärfahrzeuge und Polizeipanzer; das 3-Liter-Auto war ein Werbegag und eine kleine Episode in der Geschichte.

Er verzögerte die Entschädigungszahlungen für Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, die sein Großvater bei der SS bestellt hatte und die eine Grundlage für den immensen Reichtum des Familienclans gelegt haben. Er weigerte sich, mit deren Anwalt überhaupt zu sprechen. Und die Entschädigungen wurden schließlich vom Unternehmen bezahlt, nicht aus dem Vermögen der Piëchs und Porsches.

In seiner Autobiografie schreibt er im Jahr 2004 u.a. über seinen kriegsverbrecherischen Großvater Ferdinand Porsche: „Natürlich bin ich stolz auf meinen Großvater. Und als ich die eminente Rolle des Konstrukteurs begriff, hat mir die ganze Geschichte bloß imponiert und mich nicht eine Sekunde belastet, warum auch?“ Schließlich erschlich er für den Familienclan im Zusammenhang mit der versuchten Übernahme von Volkswagen durch Porsche die Aktienmehrheit bei Volkswagen und führte so Volkswagen und Porsche „heim ins Familienreich“. Auch das zahlten die Beschäftigten bei Volkswagen.

 

Zu seinem Ziehsohn Martin Winterkorn ging er „auf Distanz“ kurz bevor der Dieselbetrug in den USA aufflog. Wieder wusste Piëch, der ansonsten alles Wichtige in diesem Konzern durch ein System von Informanten kannte, nichts vom millionenfachen Betrug; allerdings hatte er die Clean-Diesel-Offensive in den USA angeordnet. Wieder wurde der Schaden von ca. 30 Milliarden Euro aus der Unternehmenskasse beglichen, während Piëch und der Familienclan am Betrug und an der Verschwörung in Form fetter Dividenden profitierten.

https://www.jungewelt.de/artikel/361658.der-clan-verliert-den-kopf-eine-pr%C3%A4gende-figur-des-kapitalismus.html?fbclid=IwAR3UI0Jsq-4pZtU7Bow_wNLe20GClpb_abR1sY9fgRjZrdqhTIyT19Oq1KI

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