Untoter des Tages: Klaus Volkert

Volkert hat nicht VW betrogen, sondern die Belegschaften und die Gewerkschaft. Davon will jedoch letztere nichts wissen, weil dann über deren Mitverantwortung zu reden wäre.

Am gestrigen Montag stand der ehemalige VW-Betriebsratschef erneut vor Gericht. Angeklagt ist Klaus Volkert wegen Anstiftung zur Untreue. Peter Hartz, der Erfinder jener nach ihm benannten Gesetze, der ihn als Personalvorstand der Volkswagen AG gekauft hatte, ist bereits wegen Verstoßes gegen den Paragraphen 119 des Betriebsverfassungsgesetzes verurteilt – dem ersten Urteil auf Basis dieser Regelung überhaupt. Volkert hat Pech, weil er quasi zum Untoten gemacht wird. Seine Verteidigungsstrategie besteht darin zu erklären, daß er mit seinem Handeln dem Wolfsburger Automobilkonzern keine zusätzlichen Kosten verursacht, sondern Milliarden an Euros gespart hat. Eine solche »Beweisführung« lehnt das Gericht ab. Denn diese Wahrheit darf nicht ans Licht kommen, um die andere Seite der Medaille jener schaurigen Geschichte von korrupten Betriebsräten und »Lustreisen« zu verbergen: Volkert hat nicht VW betrogen, sondern die Belegschaften und die Gewerkschaft. Davon will jedoch letztere nichts wissen, weil dann über deren Mitverantwortung zu reden wäre.

So gelang den Regisseuren auf dem jüngsten Gewerkschaftstag der IG Metall in Leipzig das Kunststück, alle ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder würdig zu verabschieden – außer Volkert. Vom ehemaligen VW-Betriebsratschef, der bis Juli 2005 dem Leitungsgremium der Metallgewerkschaft angehörte, sprach keiner. Er gilt als Unperson und wurde aus der Geschichte der größten deutschen Industriegewerkschaft retuschiert. Volkerts Mitgliedschaft und sein Austritt aus der IG Metall fanden– nicht nur auf dem Gewerkschaftstag – keine Erwähnung. Mit der laufenden Gerichtsverhandlung wird lediglich ein Aspekt des ganzen Skandals beleuchtet. Von den aktuellen Erfordernisse internationaler Solidarität von Gewerkschaftern und Belegschaft bei VW spricht hingegen kaum jemand. Wozu Untote alles taugen. (sk)

 

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