„Schert Euch zur Arbeit, ihr faulen Säcke“!

Volkswagen-Tochter will Belegschaft weiter spalten, neu  Eingestellte Ingenieure und Facharbeiterinnen sollen drastisch niedrigere Löhne bekommen.

„Schert Euch zur Arbeit, ihr faulen Säcke“ – so pöbelt ein SUV-Fahrer diejenigen an, die sein Auto konstruiert und gebaut haben. Aber die Belegschaft einer Ingenieurfirma  kämpft gegen Erpressung durch die Geschäftsführung und gegen drastische Gehaltsabsenkungen. Die IG Metall will über  „die verantwortliche und durchdachte gemeinsame Weiterentwicklung des Tarifvertrages“ verhandeln. Bei Opel wurde gerade mit der „Anpassung“ der Tarifverträge der  Entfall von Tariferhöhungen für alle Beschäftigten vereinbart. So wird die Konkurrenz der Konzerne direkt auf die Beschäftigten übertragen und abgewälzt.

 An dem ersten Warnstreik in der 35-jährigen Geschichte des Entwicklungsdienstleister Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) am 30. Mai 2018 haben sich bundesweit über 3.500 Beschäftigte beteiligt. Am größten Standort Gifhorn in der Nachbarschaft zu Wolfsburg waren 2.500 Beschäftigte dabei, in Berlin 600, in Chemnitz 250 und in München 180.

 Die Forderungen der IG Metall umfassen eine Entgelterhöhung für alle IAV-Beschäftigten rückwirkend zum 1. April um 4,3 Prozent und eine Einmalzahlung von 300 Euro sowie eine verbindliche Verhandlungsverpflichtung für die verantwortliche und durchdachte gemeinsame Weiterentwicklung des Tarifvertrages. Die IAV-Geschäftsführung verweigert den Beschäftigten eine Entgelterhöhung, solange die IG Metall nicht einer Entgelttabelle für Neueingestellte mit drastisch gesenkten Einstiegsentgelten zustimmt.

Dem Betriebsrat und der IG Metall geht es bei diesem Warnstreik bei der IAV nicht allein um mehr Geld. Sie wehren sich vor allem auch dagegen, dass künftige Kollegen niedrigere Einstiegsgehälter erhalten sollen. Die Beschäftigten bei der VW-Tochter IAV wissen: Es sind keine „Zuwanderer“, keine Migranten, keine Geflüchteten, die diese Konkurrenz verschärfen, sondern die Eigentümer, die Manager der Autoindustrie. Und sie wissen, dass sich ihre Kampfbedingungen nur verbessern, wenn die Kapitalmacht, die diese Konkurrenz organisiert und instrumentalisiert, eingeschränkt wird. Bei dem Ausspielen von Kernbelegschaft gegen Leiharbeiter, Leiharbeiter gegen Erwerbslose, Erwerbslose gegen Migranten machen sie nicht mit.

Wer ist die IAV?

Unter anderem wirbt sie um „smarte Programmierer“ mit einem „Security Hackathon“ in Berlin: „Sie sind ein smarter Programmierer und stellen gerne Ihr Können unter Beweis? Sie lernen gerne dazu und schätzen den Austausch mit Gleichgesinnten und Experten? Dann sind Sie beim IAV Security Hackathon genau richtig! In kleinen Teams gilt es, zwei Hauptaufgaben zu lösen. Auch die soziale Komponente kommt während unseres Hackathons nicht zu kurz: Wir planen Zeit für entspannte Begegnung jenseits des Wettbewerbs ein, und sorgen natürlich an beiden Tagen für Ihre leibliches Wohl.“

Genau diese so geköderten „smarten Programmierer“ sollen dann ein drastisch gekürztes Entgelt bekommen, die „soziale Komponente“ beschränkt sich wohl auf „entspannte Begegnungen“?

Die IAV ist eine GmbH, an der Volkswagen zu 50 Prozent beteiligt ist, mit 20 Prozent ist die Continental beteiligt, mit jeweils 10 Prozent Schaeffler, Freudenberg und ein saudischer Konzern.

Geführt wird das Unternehmen entsprechend den Anteilen wesentlich durch Volkswagen. Geschäftsführer und Personalchef ist Kai-Stefan Linnenkohl, der bis vor drei Jahren leitende Positionen im benachbarten Volkswagenwerk hatte.

http://www.waz-online.de/Gifhorn/Gifhorn-Stadt/Warnstreik-in-Gifhorn-1500-IAV-Beschaeftigte-legen-Betrieb-und-Verkehr-lahm

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