Zu den „Lieferengpässen“ bei VW mit der Folge von Kurzarbeit für 20.000 Beschäftigte ein kleiner Blick hinter die Kulissen der Lieferkette. Volkswagen lässt sich mit dubiosen Firmen mit schwer durchschaubaren Strukturen und Managern ein, die Firmenkäufe und Insolvenzen am laufenden Band produzieren – wohl auch zu ihrem eigenen Vorteil.
Umgekehrt versucht Volkswagen aus dieser Situation „Kapital zu schlagen“, um Absatzrückgänge zu kaschieren und Personalkosten auf die Beschäftigten, die Arbeitslosenversicherung und Lieferanten abzuwälzen. „In Gesamteuropa hat Volkswagen im Juli 129.800 Fahrzeuge ausgeliefert und lag damit 10,9 Prozent unter Vorjahr. In Westeuropa wurden 110.500 Fahrzeuge verkauft, das entspricht einem Rückgang um 14,0 Prozent gegenüber Vorjahr. Davon entfielen 46.900 Einheiten auf den Heimatmarkt Deutschland (-15,6 Prozent)“ (Volkswagen AG,12.8.2016.)
CarTrim (im April 2016 übernommen durch die Parramatta Capital Holding aus Wolfsburg, einer Tochter des Automobilzulieferers Prevent- Group) aus Plauen belieferte Sitech (VW-Tochter) mit Sitzbezügen, die in Bosnien produziert wurden (siehe auch Artikel in Freie Presse vom 2.6.2016). ES-Automobilguss (von Prevent im November 2015 übernommen) aus Schönheide in Sachsen liefert Gussteile für Motoren an Volkswagen.
Jüngst erklärte CarTrim-Geschäftsführer Holger Hain: „Der Abgasskandal bei Volkswagen und der damit verbundene geringere Absatz von Dieselautos hat sich bis nach Plauen ausgewirkt“ (Vogtland-Anzeiger 7.6.2016).
„Der slowenische Autositzbezüge-Hersteller Prevent Global hat sich am Donnerstag (22.7.2010) für insolvent erklärt. Medienberichten zufolge ist ein Konkurs von Prevent nur noch eine Frage der Zeit. Wie die Wirtschaftszeitung „Finance“ am Freitag berichtete, sind alle Bankkonten von Prevent blockiert. Das Unternehmen schuldet den Banken insgesamt 56,3 Mio. Euro. Außerdem kann Prevent seit Monaten seinen Beschäftigten nur mit Mühe ihre Löhne auszahlen“ (Wirtschafts-Blatt Österreich, 23.7.2010). Der Konkurs von Prevent ist der Abschluss eines langsamen, seit zwei Jahren laufenden Niedergangs, der 2008 mit einem Machtkampf zwischen den beiden größten Unternehmenseigentümern, dem slowenischen Geschäftsmann Janko Zakersnik (52 Prozent) und Nijaz Hastor (45 Prozent), dem auch Prevent DEV mit Sitz in Wolfsburg gehört, ausgelöst wurde. Der Machtkampf in der Prevent-Gruppe hat das slowenische Unternehmen zusammen mit der Wirtschaftskrise und dem Rückgang bei den Aufträgen immer tiefer in den Abgrund gezogen. (APA) – derstandard.at
Prevent gab 2014 an, einen neuen Polstermöbelkonzern aufzubauen und kaufte dazu die Firma Gepade Polstermöbel und ließ sie insolvent gehen. Beteiligte äußern dazu u.a.: „Nach dem Verkauf, der notariell beglaubigten Transaktion, hat Prevent sich an keine vertraglichen Inhalte gehalten. Die vereinbarte und vertraglich festgehaltene finanzielle Einlage in das Unternehmen Gepade seitens Prevent ist nie getätigt worden. Es sind keine Mieten und Kautionen seitens Prevent gezahlt worden. Weiterhin sind seitens Prevent die Beraterverträge, welche eine Laufzeit von noch einigen Monaten beinhaltet haben, grundlos gekündigt worden. Auch sind leitende Mitarbeiter (5 Personen) wahllos, im Bewusstsein, dass die Kündigungen juristisch nicht haltbar sind, per E-Mail gekündigt worden“ (Möbel-Kultur online, 21.10.2015).
CarTrim Geschäftsführer Holger Hain erklärte im Interview mit einer Modezeitschrift 2010:
„Wir kommen so langsam in ein Zeitalter, in der es Pflicht wird, ökologische und ethische Aspekte einer Produktion mitzubedenken. … Green Fashion, Eco Fashion, das ist in den letzten Jahren sehr wichtig geworden. Da sind wir genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. … Eine Handtasche aus Krokodilleder trägt man doch immer mit einem schlechten Gewissen. Bei uns braucht man das nicht zu haben.“