Car is over? Proteste und Debatten bei der IAA in München

Die IAA – die gute Stube der deutschen Autokonzerne; Sabotage der Klimaziele und Proteste gegen die Ignoranz der Konzerne und der Regierung, gegen die Verdrängung der Klimakatastrophe.

Die Transformation der Autoindustrie ist in vollem Gange. Stichworte für den Umbau in Deutschland sind verschärfte Konkurrenz und Verlagerungen, erhebliche Absatz- und Produktionsrückgänge, der nächste Rationalisierungsschub, Digitalisierung und technische Modernisierung mit Antriebswechsel auf E-Mobilität. Jeder dieser Aspekte ist verbunden mit Druck auf tarifliche Standards, Löhne und Arbeitsbedingungen, mit wachsenden Anforderungen und Arbeitsverdichtung, Unsicherheit und Beschäftigungsabbau von mehreren Hunderttausend Menschen.
Dabei ist die Umstellung auf E-Autos oder Wasserstoff-Autos ökologisch sinnlos, weil diese Fahrzeuge die gleiche Fläche verbrauchen und ihre Herstellung enorme Mengen an metallischen Rohstoffen verschlingen, für die Umwelt zerstört, Trinkwasser vergiftet und Menschen von ihrem Land vertrieben werden. Die Alternative ist die Mobilität zu verringern, durch andere Formen des Wohnens und Arbeitens sowie den Umstieg auf einen kostenfreien ÖPNV aus Bahn, Tram und Bus sowie Car-Sharing und Fahrrad.

Dazu bedarf es einer Vergesellschaftung aller Verkehrssysteme und Betriebe, mehr Personal bei Bahn und ÖPNV, besserer Löhne und Arbeitsbedingungen, mehr Investitionen in die Infrastruktur und den Ausbau von Fern- und Nahverkehr. Der Ausbau von Autobahnen, Bundesstraßen und Umgehungsstraßen ist einzustellen.

Die IAA – die gute Stube der deutschen Autokonzerne

Eine der ersten Internationalen Motorwagen-Ausstellungen fand vor 124 Jahren auf einem Kasernenhof in Berlin mit der Präsentation von Elektroautos statt. 1905 eröffnete erstmals ein Staatsoberhaupt (Willhelm II.) die Ausstellung, seither alle Kanzler*innen – 1933 unter der Losung Vollgas voraus vom frisch als Kanzler ernannten Adolf Hitler.

Die deutsche Automobilindustrie gilt als technische und soziale Vorzeigebranche. Nun droht ihr wegen harter Konkurrenz, wegen ihrer verfehlten Modell- und Preispolitik und schwacher Nachfrage eine besorgniserregende Entwicklung. Während die Gewinne mit der Luxusstrategie noch sprudeln, ist die Beschäftigung in den zurückliegenden fünf Jahren um 60.000 Personen geschrumpft, Kurzarbeit und Produktiosstopp sind an der Tagesordnung. Und die Autokonzerne machen sich keine Gedanken über alternative Produkte, sondern verlagern oder stellen die Produktion ein wie Ford in Saarlouis oder Continental in Gifhorn.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller: „Die Alarmanlagen können nicht laut genug schrillen“. Damit wird Kanzler Olaf Scholz sicher um weitere und große Schritte bei der Unterstützung der Autoindustrie ausgefordert.

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Die IAA wirbt damit, die perfekte Plattform für den Dialog zu allen relevanten Themen zu sein. „Und von denen gibt es in diesen ebenso spannenden wie richtungsweisenden Zeiten mehr als genug. Connected Mobility ist nur ein Beispiel: die digitale Vernetzung von Fahrzeugen mit anderen Verkehrsteilnehmern und die dafür notwendige Infrastruktur. Sie ist nicht nur elementare Voraussetzung, damit der Traum von der Autonomous Mobility Realität wird, sondern zugleich auch die Basis für ein ganzheitliches Ökosystem, in dem unterschiedlichste Mobilitätsangebote neben- und miteinander kommunizieren können.“ Die IAA Experience ist die Show der IAA 2023, die „Metaverse Experience“ an den prominentesten Plätzen der Stadt und schmückt sich mit Glitzer, Stars und Sternchen.

Chinesische Hersteller kommen mit vielen neuen Modellen auf den europäischen Markt. Das wird auch auf der IAA sichtbar werden. Der chinesischer Hersteller BYD ist mit seinem Absatz inzwischen bei der Größe von Mercedes und BMW angelangt.

Sabotage der Klimaziele und deren Verteidigung

Im Handelsblatt am 1.9.2023 äußerte der BMW-Chef Zipse: „Es ist ein Irrglaube, man müsse nur den Verbrennungsmotor verbieten und der Rest richte sich von allein. Ziele und Anreize sorgen für Innovation, nicht aber Verbote. Zweifellos ist die Elektromobilität der wichtigste Weg für die individuelle Mobilität der Zukunft – aber eben nicht der einzige. Was ist mit den Alternativen, wie zum Beispiel der Wasserstoff-Brennstoffzelle? Es wird 2035 in Europa keine flächendeckende Infrastruktur für Elektroautos geben. Glauben Sie, dass in zwölf Jahren in Regionen wie Süditalien in jedem Dorf Ladesäulen stehen?“

Vor ein paar Tagen erklärte der Expertenrat für Klimaschutz das Versagen der Ampel-Regierung beim Klimaschutz im Verkehrssektor. Die Bundesregierung verstößt fortlaufend gegen das völkerrechtlich verbindliche Pariser Klimaabkommen, gegen das eigene Klimagesetz und gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes. Sie strich die Sektorziele, hofiert eine Branche, deren Produkte nicht zukunftstauglich sind, so sehr uns das die IAA auch weismachen will. Die Autokonzerne lassen weiterhin schwere, luxuriöse und von der Bundesregierung vielfach subventionierte Autos von den Bändern rollen. 144 Autobahnprojekte stehen auf der Prioritätenliste des Bundesverkehrswegeplanes.

Was soll mensch tun, wenn die Regierung ständig gegen Gesetze verstößt?

Darüber wird bei der IAA und beim Verkehrswendecamp in München zu sprechen sein bei kreativen und bunten Aktionen gegen den Autowahn, bei Kundgebungen und Demonstrationen, beim Mobilitätswendecamp in Workshops, in größeren und kleineren Diskussionsrunden.

Zwei Veranstaltungen beim Verkehrswendecamp imLuitpoldpark bei der IAA-Protestwoche will ich herausgreifen und empfehlen:

Am 7.9. um 17 Uhr:

Verkehrswende, Gewerkschaften und die Zukunft der Arbeit

Am 7.9. um 19 Uhr:

Kulturkampf ums Auto: Deutscher Autofetisch, rechte Kampagnen und die Autokonzerne

https://mobilitaetswendecamp.noblogs.org/

https://bayern.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/P3XZL/verkehrswende-gewerkschaften-und-die-zukunft-der-arbeit?cHash=04fe6ce3d49f370d5701d9300f1ca116

Ein Gedanke zu „Car is over? Proteste und Debatten bei der IAA in München“

  1. Vergesellschaftung aller Verkehrssysteme. Sehr gut das dieses in dem Artikel geschrieben steht. Nur so können wir es schaffen, das die Automobilindustrie in Zukunft, Produkte fertigt, die allen dienen und keinem Schaden. Es darf nicht sein das Produkte gefertigt werden die nur gut für die Profitmaximierung von Großkpitalisten sind.

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