Streik bei MOIA – neue Technik, alte Arbeitsbedingungen?

Die Technik für die Mobilitätsbedürfnisse in ländlichen Regionen ist da. Eine schändliche Bezahlung, die Profitmacherei von Volkswagen und anderen Autoherstellern verhindert jedoch, dass das gesellschaftsverträglich und bedürfnisorientiert genutzt wird.

In Hamburg und Hannover fahren seit vier Jahren Shuttles durch die Stadt:MOIA. Der Fahrservice gehört zum Volkswagen-Konzern. VW will Erfahrungen (und Daten) sammeln, um mit dem Geschäftsfeld Fahrservices den Umsatz des ÖPNV anzuzapfen. Dieses Experiment ist dem Unternehmen viele Millionen Euro wert – denn Gewinne wurden mit dem Großversuch bisher nicht erzielt. „Neben der Weiterentwicklung des Ridepooling-Services wird MOIA künftig eine noch relevantere Rolle für die Entwicklung des Zukunftsmarktes autonomer Mobilitätsdienste übernehmen“, erklärte bei Amtsantritt der neue Chef Sascha Meyer vor genau einem Jahr.

Es hat lange gedauert, bis dort ein Betriebsrat gebildet werden konnte. Nun geht es um einen Tarifvertrag. Beides sollte im sozialpartnerschaftlichen Vorzeigekonzern Volkswagen eigentlich normal sein – ist es aber nicht. Bisher werden die Fahrerinnen und Fahrer knapp über Mindestlohn bezahlt. Die zuständige Gewerkschaft IG Metall fordert bescheidene 5,2 Prozent Lohnerhöhung – was angesichts der Inflation eine Reallohnsenkung bedeuten würde. Die Führung von MOIA provoziert die Beschäftigten und legt, im Auftrage des VW-Vorstandes und seines Personalvorstandes Kilian, nicht einmal ein Angebot vor. Am Rande einer Betriebsversammlung am 11. Juli hat es bereits eine Protestaktion gegeben. Sollte MOIA bis Ende August kein vernünftiges Angebot vorlegen, ist mit Warnstreiks zu rechnen, wie die IG Metall mitteilt. Meine Solidarität ist schon mal garantiert.

MOIA hat seit 2017 ein digitales System von Ridepooling entwickelt – von Apps über Algorithmen bis zum Flottenmanagement. Dieses System ist geeignet, Mobilitätsbedarfe in ländlichen Regionen besser zu bedienen als schienen- und / oder fahrplangebundene Fahrzeuge. Allerdings können damit keine Profite realisiert werden. Die Technik für die Mobilitätsbedürfnisse in ländlichen Regionen ist da – die Profitmacherei von Volkswagen und anderen Autoherstellern verhindert jedoch, dass das gesellschaftsverträglich und bedürfnisorientiert genutzt wird. Da es für MOIA in Hamburg Vereinbarungen zwischen dem Senat und dem Volkswagen-Konzern gibt, da das Land Niedersachsen ein wesentlicher Aktionär von Volkswagen ist, sind hier auch der Hamburger Senat und die niedersächsische Landesregierung in der Verantwortung.

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