Partystimmung in Wolfsburg?

Geschichtsvergessen: Volkswagen und Wolfsburg werden 85 Jahre alt – und die Vergangenheit vergeht doch nicht.

Am 26. Mai 1938 legte Hitler den Grundstein für die geplante NS-Musterfabrik und NS-Musterstadt. Es folgten Rüstungsproduktion, Sklavenarbeit, tausende Tote, darunter über 300 ermordete Säuglinge und Kleinkinder. Die beiden hauptverantwortlichen Kriegsverbrecher und Profiteure, Ferdinand Porsche und Anton Piëch, setzten sich im Frühjahr 1945 mit der Kasse von Volkswagen (10 Millionen Reichsmark) nach Österreich ab.

Von all dem ist heute in Wolfsburg keine Rede: Jung, dynamisch, gutaussehend – Wolfsburg wird knackige 85 und feiert ein Festwochenende für alle Wolfsburger*innen sowie Gäste von Nah und Fern. „Wir feiern Geburtstag. Nach langer Zeit der Entbehrungen durch die Corona-Pandemie hat sich Wolfsburg ein gemeinsames Fest verdient“, sagt CDU-Oberbürgermeister Weilmann.

„Das Herz von Volkswagen schlägt in Wolfsburg. Teamspirit, Spaß und die Liebe zur Marke Volkswagen stehen für uns dabei im Mittelpunkt“, so ein Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG.

Wolfsburg wird 85

Dieser Geschichtsvergessenheit muss sich niemand anschließen, dieses Verschweigen der Verbrechen muss niemand akzeptieren. Zum 75. Geburtstag der ehemaligen „Stadt des KdF-Wagen“, zu dem die Geschichte von Werk und Stadt ebenso beschwiegen wurde, habe ich ein Buch herausgegeben – immer noch aktuell, immer noch im Handel lieferbar: Geschichte als Gegenwartsproblem; Die Vergangenheit, die nicht vergeht; NS-„Volks“-Propaganda und das Tabu um die Verantwortung von Ferdinand Porsche; Kontinuität bei Volkswagen im Spiegel von Kurzbiografien; Das Entschädigungsdrama; Porsche und der Nationalsozialismus; Porsche-Verehrung nach 1945 bis heute; Das VW-Gesetz und die zweite Enteignung.

ISBN 978-3-944545-01-1 im Handel oder beim Verlag

https://www.ossietzky.net/laden/75-jahre-stadt-des-kdf-wagen-wolfsburg-stephan-krull-hg/

Ein Gedanke zu „Partystimmung in Wolfsburg?“

  1. Staat und Stadt feiern auf ihre Art mit: Heute, 25.5., morgens gegen 10.30 Uhr – 3 Polizeiwannen und eine Polizei-Auto vor Amsel44. Ich komme zufällig mit dem Fahrrad vorbei und werde rüde mit der Bemerkung fortgejagt, wenn ich nicht sofort verschwinde, dann bringe man mich zur Polizeiwache. Eben ihre Art, das Jubiläom zu feiern.

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