Theorie für die Praxis

Ohne politisch-ökonomische Theorie gibt es keine linke Industriepolitik.

Unsere Wirtschaftsweisen, die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik; Memorandum 2022 : Ideen für den Umbruch!

Auch wenn es etwas anstrengend ist, sollten solch analytischen Texte gelesen werden, um zu richtigen Schlussfolgerungen zu kommen: „Die fiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit betrugen im Jahr 2019 noch 51,3 Milliarden Euro, ein Jahr später dagegen 62,8 Milliarden Euro.“ Arbeitszeitverkürzung und ArbeitFairTeilen – wann, wenn nicht jetzt!

Ein paar Gedanken dazu nach dem Aktionen vom 1. Mai mit Millionen Menschen auf der Straße für ein gutes Leben für alle. Eine Losung der Gewerkschaftsjugend: 30 Stunden sind genug – Flexibilisierung ist Betrug!

1.

Wir haben immer noch mehr als 5 % Erwerbslosigkeit > mehr als 3 Millionen Menschen. Die „Unterbeschäftigung“ beläuft sich auf mehr als 5 Millionen Personen.

Dafür gibt die Arbeitsagentur jährlich (ohne Corona-Effekt) etwa 50 Milliarden Euro aus.

Arbeitszeitverkürzung ist erforderlich, um Erwerbslosigkeit zu überwinden. Arbeitszeitverkürzung würde auch den – soweit überhaupt vorhanden – Fachkräftemangel entgegenwirken. Ältere Beschäftigte könnten gesund länger arbeiten, die tägliche Balance zwischen Erwerbsarbeit und Familienarbeit wäre besser zu gewährleisten.

Finanzierbar u.a. durch die dann stark geminderten Kosten für Erwerbslosigkeit und Unterbeschäftigung (50 Mrd. p.a.).

2.

Arbeit ist in allen Bereichen verdichtet / intensiviert worden; die Produktivität und die Arbeitshetze steigen. Diese Arbeit macht die Menschen physisch und psychisch krank.

Die Anzahl der Krankheitstage ist von 2010 = 14 % auf 2019 = 18,5 % gestiegen. Das hängt oft mit Intensität und Dauer der Arbeitszeit zusammen. Das kostete die Arbeitgeber im Jahr 2019 über 67 Milliarden Euro, die Krankenkassen noch viel mehr. Durch Arbeitszeitverkürzung kann ein guter Teil dieser Kosten eingespart und als Lohnausgleich gezahlt werden.

3.

Arbeitszeitverkürzung für diejenigen, die lange Arbeitszeiten (40 Stunden und mehr, hauptsächlich Männer) haben, ermöglicht denjenigen, die oft unfreiwillig in Teilzeit oder Minijobs hängen (hauptsächlich Frauen), ihre Arbeitszeit zu verlängern, damit auskömmlich mehr Geld zu verdienen und nicht in Altersarmut abzurutschen. Eine faire Verteilung der Erwerbsarbeit ist eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit. Durch eine solche faire Arbeitsteilung entstehen vergleichsweise geringe Kosten.

4. Zur Finanzierung allgemein:

Die meisten Unternehmen erwirtschaften gute Gewinne. Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich ist eine Beteiligung der Beschäftigten an diesen von ihnen erwirtschafteten Gewinnen, an der Produktivitätsentwicklung der letzten Jahre.

Dort, wo das betriebswirtschaftlich temporär nicht möglich ist, kann Arbeitszeitverkürzung auch steuerlich (Bonus-/Malus-System für kürzere oder längere betriebliche Arbeitszeiten) bzw. aus den Einnahmen der Bundesagentur für Arbeit belohnt / subventioniert werden. Das ist am Ende billiger / kostengünstiger, als Arbeitslosigkeit und massenhaften burn out zu produzieren und zu bezahlen.

Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik; Memorandum 2022 (Kurzfassung): Raus aus dem Klimanotstand – Ideen für den Umbruch: https://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/kontext/controllers/document.php/1077.3/2/089a56.pdf

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