#ArbeitFairTeilen: Die Wüste lebt!

#ArbeitFairTeilen – hier ein Bericht über das jüngste Treffen mit Informationen zum Arbeitsmarkt und den weiteren Projekten der Arbeitsgruppe. Nun kommt’s: Bei dieser AG kann jede und jeder mitmachen! Ist das nicht toll. Mehr noch: Wir suchen und brauchen Mitstreiterinnen und Mitstreiter; Jüngere und Ältere, Frauen und Männer! Also: DU bist herzlich eingeladen. Bei Interesse kannst Du Dich gerne bei mir melden!

Was die Attac AG ArbeitFairTeilen bei ihrem Treffen am 2. März in Hannover besprochen und geplant hat:

Aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkts

Das Arbeitskräftepotential ist seit den 1960er Jahren bis heute erheblich gestiegen: 1960: 26 Mio. Erwerbstätige, 2017: 44 Mio. Erwerbstätige (wesentlicher Grund: zunehmende Frauenerwerbstätigkeit und Zuwanderung).

Das Arbeitsvolumen, die Zahl der geleisteten und bezahlten Arbeitsstunden ist langsam und fast kontinuierlich gesunken, aktuell gibt es eine kleine Auswuchtung nach oben; 1960 alte BRD 56 Milliarden Stunden, 2017 ganz Deutschland 58 Milliarden Stunden (Grund: Arbeitszeitverkürzung von 48 auf 40/35, Anstieg der Urlaubstage und Teilzeit)

1960 2017
Erwerbstätige 26 Mio. 44 Mio.
Arbeitsvolumen pro Jahr (Erwerbsarbeit) 56 Mrd. Stunden 58 Mrd. Stunden

Seit 2005 gibt es ein Plus von 6 Mio. Beschäftigten durch Menschen 55-65 Jahre alt und Frauen sowie ehemalige Hartz IV-Bezieher, die in schlechte Arbeitsverhältnisse gezwungen wurden. Seit 2 Jahren steigt das Arbeitsvolumen leicht an; Grund: unproduktive Arbeitsplätze sind gestiegen (ca. + 4 Mrd. Stunden). Aber: die durchschnittliche Arbeitszeit pro Beschäftigten ist gesunken

Zahlen heute: 44,5, Mio Erwerbstätige; davon 39 Mio AN und 5,5 Selbständige;

31,5 Mio AN in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitarbeit; 5,5, Mio marginal Beschäftigte (Unterbeschäftigte, LeihAN u.a.); 3,1 Mio mehrfach Beschäftigte (2-4 Jobs); 1,9 Mrd verfallene Überstunden; Teilzeit: durchschnittlich 18 h (= kürzeste Teilzeit in Europa)

Die ungleiche Arbeitsverteilung bezogen auf die bezahlte Erwerbsarbeit, aber auch auf die unbezahlte Haus-, Sorg- und Pflegearbeit, bleibt und die aktuelle Entwicklung der Erwerbarbeit ist wahrscheinlich das Ergebnis von Schwankungen, nicht das Ergebnis einer dauerhaften Veränderung der Kurve. Die Arbeit hat sich verdichtet, was insbesondere für personenbezogene Dienstleistungen gilt (z.B. Gesundheit, Pflege).

Industrie 4.0 –Digitalisierung

  • Die allgemein genannten Zahlen zum Wegfall von Arbeitsplätzen (12-15 % bzw. 4 Mio) sind nicht solide. Es sind grundsätzlich die Tätigkeiten, nicht die Branchen anzuschauen. Alle Arbeiten, die standardisierbar sind, sind gefährdet, gleichgültig ob einfach oder qualifiziert. Solche Tätigkeiten betreffen vor allem die Verwaltung, beratende Tätigkeiten, Rechts- und Finanzbereich, Einzelhandel und Versicherungen. Im Baubereich sind die hochqualifizierten Tätigkeiten betroffen, nicht der handwerkliche Bereich. (-IAB – Studie)
  • Literatur dazu: Margareta Steinrücke, Arbeit 4.0 in Marxistische Blätter 1/2018

Koalitionsvereinbarung zum Thema Arbeitszeit

  • Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetz: die tarifvertragliche Öffnungsklausel im Arbeitszeitgesetz gibt den Arbeitgebern einen „Experimentierraum“, die Höchstarbeitszeit flexibler zu gestalten und die Arbeitszeit weiter zu entgrenzen. (s. A.Nahles Grün- und Weißbuch zur Arbeitszeit).

Die tarifliche Öffnungsklausel ist ein Köder für die Gewerkschaften; ein giftiges Geschenk, da sich die Auseinandersetzung auf betrieblicher Ebene abspielt und Betriebsräte das schwächste Glied sind.

  • Ausweitung von Langzeitkonten: Es gibt keine zeitliche Begrenzung für die Kompensation, anders als bisher. Überstunden werden oft nicht kompensiert. Gefahr der Konkurrenz unter den Beschäftigten. Faktisch bedeutet es: steigende Arbeitsbelastung und Verlängerung der Arbeitszeit, da die zusätzlichen Stunden nicht kompensiert werden..
  • Midi-Jobs (Mini-Jobs) sollen ausgeweitet werden; die Arbeitgeber werden durch die Herabsetzung der Sozialversicherungsbeiträge entlastet. Das Normalarbeitsverhältnis wird zunehmend abgebaut und Mehrfachbeschäftigung nimmt zu. Zusammengefasst bedeutet dieses eine Verlängerung der tatsächlichen Arbeitszeiten für Erwerbsarbeit.

Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie

Was ist positiv am Tarifergebnis in der Metall- und Elektroindustrie?

  • Kurze Vollzeit“ hat sich als Begriff etabliert.
  • Lebensinteresse : Ich lebe nicht nur um zu arbeiten und Slogan: Arbeitszeiten, die zum Leben passen, sind gesellschaftlich anerkanntes Thema – kultureller Wandel bahnt sich an.
  • Das Tarifergebnis hat Signalwirkung auf andere Gewerkschaften
  • Rückkehrrecht ist ein Novum und wirkt ermutigend für die AN.
  • AZV ist für alle möglich, ohne besondere Begründung.
  • Vor und während der Tarifverhandlungen haben viele erst die Bedeutung der Arbeitszeit und die Auseinandersetzung um die Arbeitszeit als ein wichtiges Thema begriffen und dies aufgenommen.

Kritik am Tarifergebnis:

  • Lohn- und Personalausgleich wurden nicht gefordert.
  • Die 10 % Quote –(Ausweitung der Arbeitszeit durch den AG) kann überschritten werden.
  • Moralischer Druck und Konkurrenz unter den AN möglich.
  • Die Möglichkeit der Flexibilisierung durch den AG ist erweitert worden.
  • BRe sind das schwächste Glied; Gefahr der Verwässerung.

Tarifrunde ist noch nicht beendet:

  • Die Tarifrunde ist für den Osten noch nicht zu Ende. Dort soll die 35 h/Woche angestrebt werden, nur eine Empfehlung. Der Kampf um 35 h/Woche ging 2003 im Osten verloren. Angleichung in Mecklenburg-Pommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist das Thema. In Brandenburg-Berlin-Sachsen wurde eine neue Tarifgemeinschaft der Automobilindustrie und Zulieferbetrieben-begründet mit dem Ziel, in diesen gut organisierten Bereichen mit der Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden voranzugehen.

Der Organisationsgrad ist im Osten noch geringer als im Westen.

Was ist zu tun?

AZV in der Öffentlichkeit wach halten. Jede Gelegenheit nutzen, um das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, z.B. bei den Europa-Wahlen auf europäische Höchstarbeitszeiten verweisen. In anderen europäischen Ländern gilt eine Höchstarbeitszeit unterhalb 48 h, Änderung des Arbeitszeitgesetzes immer wieder anregen. Anschluss an andere Bewegungen, z.B. Care Revolution suchen.

Unsere Projekte für 2018 sind die Vorbereitung für 100 Jahre 8-Stunden-Tag,

in Kooperation mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie Leipzig am 25./26. Mai in Leipzig.

Das machen wir auch zum Thema beim Europa-Kongress vom 5.-7.10 2018 in Kassel.

Für den 27.10.2018 planen wir eine attac-Veranstaltung in Erfurt zum 100. Jahrestag mit u.a.

Prof. Ingrid Kurz-Scherf und Prof. Klaus Dörre und Einbeziehung von Bündnsipartnerinnen und Bündnsipartnern (ver.di Frauen, KAB etc.).

2019 100 Jahre 8 h/Woche in Europa – Wir besprechen mit unseren europäischen partnern eine angemessene Veranstaltung.

  • Am 7./8. Mai 2018 findet in Brüssel das nächste Treffen unseres europäischen Netzwerkes statt zur Vorbereitung auf die größere zweite Konferenz im Oktober dieses Jahres.
  • Zum 1. Mai 2018 wollen wir Material erarbeiten und verteilen, eventuell Fakten-Check Europa oder / und einen Flyer: 100 Jahre 8 h Tag und AZV 28 h Woche für alle.
  • Wir engagieren uns als AG ArbeitFairTeilen in den attac-Schwerpunkten zur sozial-ökologischen Transformation, beim Frühjahrsratschlag, bei Degrowth-Kongress in Malmö, beim Europa-Kongress in Kassel und bei der Sommerakademie

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