#Dieselgate Kollateralschaden? 200 Testfahrer in Wolfsburg verlieren ihren Job

Alle Jahre wieder spendete die Technische Versuchs- und Service GmbH  zur Weihnachtszeit Spielzeug an den Heilpädagogischen Kindergarten Rappelkiste in Wolfsburg. Mit prall gefüllten Tüten kamen die Geschäftsführer und der Betriebsrat in den Kindergarten. Dort wurden sie von Kindern und Erzieherinnen schon sehnsüchtig erwartet. Das Spielzeug wurde aus dem Erlös der Mitarbeiter-Tombola auf der jährlichen Weihnachtsfeier gekauft. Damit ist jetzt Schluss, die Beschäftigten können nix mehr spenden, werden auch keine Weihnachtsfeier und keine Tombola mehr haben.

Wer ist die TVS? Der Betrieb gehört zur weltweit agierenden MVI-Group, 1968 vom aus Salzburg stammenden Julius Kiss gegründet. Heute wird das Familienunternehmen mit etwa 1.500 Beschäftigten von dessen Kindern Apard und Elke Kiss geleitet. Es gibt Niederlassungen rund um die Erde – überall dort, wo auch Volkswagen Autos produziert.

Das Unternehmen hat sich für die Insolvenz des Standortes entschieden, der Betrieb wird geschlossen. Damit verlieren fast 200 Beschäftigte, überwiegend Testfahrer für Volkswagen, ihre Erwerbsarbeit. Als Ursache für die Probleme in Wolfsburg nennt TVS die deutlich verschlechterte Auftragslage und damit einhergehende finanzielle Ausfälle. TVS macht für das Scheitern des Betriebes die Unnachgiebigkeit der Arbeitnehmerseite verantwortlich, die „Einschnitte“ ablehnten. „Das Unternehmen forderte gravierende Einschnitte in den geltenden Tarifvertrag, Weihnachts- und Urlaubsgeld sollten ebenso gestrichen werden wie eine tarifliche Entgelterhöhung“, sagte Betriebsratsvorsitzender Winter. „Da konnten wir nicht mitgehen“.

„Wir sind enttäuscht und entrüstet. Die Gespräche waren eine Farce, TVS hat offensichtlich niemals den Willen gehabt, Arbeitsplätze zu retten“, sagte Gewerkschaftssekretärin Esra Erkan. „Es ist unglaublich, wie die Geschäftsführung mit den Beschäftigten umgeht“, empört sich auch Betriebsratsvorsitzender Frank Winter. Bereits Mitte 2016 hat TVS, in Abstimmung mit dem Betriebsrat und der IG Metall über hundert Mitarbeiter aus der Fahrerprobung entlassen. Die Beschäftigten sollten bereits auf das Weihnachtsgeld 2016 verzichten und die Februar-Löhne  wurden erst auf Druck der IG Metall und des Betriebsrates Ende März ausgezahlt. Seit Januar dieses Jahres verschlechterte sich die Lage nochmals deutlich. „Alle Dienstleistungsunternehmen, die in der Region Wolfsburg in der Versuchs- und Fahrerprobung tätig sind – darunter die TVS – sahen sich weiteren Kürzungen gegenüber“, so das Unternehmen. Nach Prüfung der Auftragsbücher und anderer wirtschaftlicher Daten stellten IG Metall und Betriebsrat fest, dass etwa 90 der rund 200 Beschäftigten noch bis zum März 2019 am Standort Arbeit hätten. „Wir hatten sogar angeboten, bis zum März 2018 in Verbindung mit einer Beschäftigungssicherung auf eine 30-Stunden-Woche mit entsprechender Lohnreduzierung zu gehen“, sagte Winter. Daraus wird nun nichts, 200 Beschäftigte werden in die Erwerbslosigkeit entlassen. Andere Teile von TVS und der MVI-Group laufen wie die Umsätze und die Gewinne weiter. Aber die Auftragslage verschlechtert sich weiter – und an Alternativen denkt in der Automobil- und Zulieferindustrie kaum jemand.

https://www.news38.de/gifhorn/article210764571/Weyhausen-Kuendigungen-fuer-Autotester.html

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