Eine Frage der Unabhängigkeit – Unternehmensgeschichte(n) bei Volkswagen

Die aktuelle Ausgabe „DAS ARCHIV – Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte“.

In dieser Publikationsreihe werden laufende Projekte und Forschungserkenntnisse aber auch Akquisen und Materialien aus dem Stadtarchiv vorgestellt.

Darin u.a. ein Aufsatz unter der Überschrift „Eine Frage der Unabhängigkeit“ über Entlastung und Kontinuität in der Nachkriegszeit. Dabei geht es um die zunächst von Volkswagen verweigerte  Aufarbeitung der Rolle im NS als Rüstungsbetrieb mit zehntausenden Zwangsarbeitern und die Verantwortung dafür von Ferdinand Porsche und Anton Piëch.

„Initiativen der neuen Geschichtsbewegungen“, das waren kirchliche Kreise und die betriebliche Friedensinitiative bei VW in den 1970er Jahren, „schoben auch in Wolfsburg ein neues Geschichtsinteresse  >von unten< an. … Porsche wurde in Fachbüchern und Romanen zum Genius eines technischen Zeitalters verklärt, die indirekt auch seine Rolle im >Dritten Reich< verteidigten.“ Zitiert wird der Schlusssatz  aus dem unsäglich apologetischem Roman von Horst Mönnich, „Die Autostadt“ in der Ausgabe des Paul List Verlag München von 1958: „Immer kamen die rechten Männer zur rechten Stunde. Das ist vielleicht die Quintessenz, der Schlüssel zu dem Wunder, das der Gefangene von Dijon [Ferdinand Porsche] konstatierte. Aber wie erschienen die rechten Männer zur rechten Stunde? […] Es sind Fanatisierte, der Sache auf Gedeih und Verderb Ergebene, und es sind leidenschaftliche Naturen. Ihre Leidenschaft ist das Auto.“

So wurde der von Hitler persönlich begründete Porsche-Mythos vom „genialen Konstrukteur“ nach 1945 weiter geführt und ist im Wesentlichen bis heute ungebrochen. Dazu passte die Parole anlässlich der Feierlichkeiten zum millionsten Volkswagen im Jahr 1955: Der Käfer erobert die Welt.

In der Publikation des „Zentrum für Zeitgeschichte“ der Stadt Wolfsburg heißt es dann weiter und korrekt: „Eine kleine Zahl an engagierten Bürgern, Personen aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Kreisen, begann sich für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Werks und der Stadt einzusetzen. Vorträge, die sich explizit gegen die >herrschende Porsche-Legende< richteten, führten zu wütenden Leserbriefen in der örtlichen Presse; Lokalpolitiker ergriffen dezidiert Partei gegen die >Nestbeschmutzer<“. In dem dazu gehörenden Verweis heißt es dann: „Zu diesen Initiativen siehe beispielsweise die Dokumentation: Arbeitskreis kirchlicher Mitarbeiter (AKM) im Kirchenkreis Wolfsburg (Hg.), Porsche, Dr. Körbel und die Kirche in Wolfsburg. Dokumentation einer Diskussion 1985/86 über Wolfsburg in der Zeit des Faschismus, zusammengestellt von Pastor Klaus Geyer [Wolfsburg 1986]. Dazu auch Alfred Hartung, „Porsche-Verehrung und Rezeption nach 1945“, in: Stephan Krull (Hg.), 75 Jahre „Stadt des KdFWagens“/Wolfsburg. Hannover 2013, S. 113–126.

Eine gute Empfehlung, das zitierte Buch (nochmals) zu lesen: Volksburg – Wolfswagen, 75 Jahre >Stadt des KDF-Wagen</Wolfsburg: http://www.ossietzky.net/buecher&textfile=2213

https://www.yumpu.com/de/embed/view/SuWFG5pxwcV8v3rO

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