„Veränderungen können nur von außen kommen“

Was läuft schief bei VW? Über die Unkultur des Schweigens, die Wagenburgmentalität, eine Landesregierung und eine Gewerkschaft, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden.

Ein Gespräch aus dem Magazin „Hintergrund“ im Herbst 2016 https://www.hintergrund.de/wp-local/archiv.php?issue=2016-4

Der ehemalige VW-Betriebsrat Stephan Krull (geboren 1948) begann im Jahr 1985 als Arbei­ter in der Lackiererei im Volks­wagen-Werk Wolfsburg. 1990 wurde er in den Betriebsrat gewählt, dem er bis zum Jahr 2006 angehörte. Stephan Krull war Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Wolfsburg und der Tarifkommission bei Volkswagen. Er ist Herausgeber des 2013 im Verlag Os­sietzky erschienenen Buches Wolfsburg: 75 Jahre „Stadt des KdF-Wagen“. Wir sprachen mit ihm über die derzeitigen Verwerfungen rund um das Unternehmen und die mögli­chen Perspektiven für Volkswagen. „Veränderungen können nur von außen kommen“ weiterlesen

Marxistische Interventionen in die Autoindustrie

Das Geschäftsmodell der Autoindustrie ist erschöpft – wie es weitergeht, ist noch offen. Da lohnt es, über Interventionen in den Suchprozess nachzudenken, über gesellschaftliche Verantwortung und soziale Gerechtigkeit, über eine radikale Arbeitszeitverkürzung und über die Stadt der kurzen Wege, über Klimaveränderungen, Vergesellschaftung zwecks sozial-ökologischer Transformation!

I.

Das Geschäftsmodell der alten Automobilindustrie ist erschöpft wegen der versiegenden Ressourcen, der untragbaren Umweltbelastungen, der Marktbegrenzung, wegen der Begrenzung der kaufkräftigen Nachfrage und weil das Mobilitätsversprechen weder in den urbanen Zentren noch in infrastrukturarmen Regionen eingehalten werden kann. Was aus diesem erschöpften Geschäftsmodell jetzt neu entsteht, ist umkämpft (Klassenkampf): Geht es künftig weiterhin nur um Profitmaximierung oder kann nachhaltige Mobilität entsprechend den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen angeboten werden, können die Mobilitätszwänge reduziert werden? Marxistische Interventionen in die Autoindustrie weiterlesen

Volkswagenkonzern unter öffentliche Kontrolle!

Bundes- und Landesregierung schweigen zu vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge, zu systematischem Betrugssystem. Öffentliche Kontrolle ist die einzige Möglichkeit: den Betrug stoppen oder die Bänder stoppen?

In aller Vergangenheit hat es in der Volkswagen AG, in den sechs deutschen Werken der Mutterfirma, noch nie einen Streik gegeben – wohl ein paar Warnstreiks, aber noch nie einen unbefristeten Streik und die damit verbundene Stilllegung der Produktion. Nun stellt sich heraus: die betrügerischen Manager können es viel schneller und effektiver organisieren, dass die Bänder stillstehen und kein Auto vom Band läuft. Zumindest kein Audi A6 oder A7 mit Dieselmotor, weil dort fast drei Jahre nachdem der große Betrug aufgeflogen war, immer noch oder schon wieder betrügerische Software eingebaut ist. Die Abgasreinigung wird ab einem definierten Punkt abgeschaltet, Stickoxyde in verbotenem Umfang gelangen in die Atemluft und führen zu tödlichen Erkrankungen: vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge. Volkswagenkonzern unter öffentliche Kontrolle! weiterlesen

Winterkorn hat Schuld? Irgendetwas stimmt da nicht!

Alles, was dem langjährigen VW-Boss Winterkorn vorgeworfen wird, ist aus meiner Sicht und aus meiner Erfahrung berechtigt. Trotzdem stimmt etwas nicht an der Berichterstattung, an dem Hype, der jetzt um Winterkorn gemacht wird. Irgendetwas ist falsch oder irgendetwas fehlt dort – so mein erstes Gefühl. Und dann: nachdenken. Wann begann der systematisch Betrug mit der Software zur Abgasmanipulation bei VW? Oder begann er gar nicht bei VW sondern bei Porsche? Oder bei Audi? Winterkorn hat Schuld? Irgendetwas stimmt da nicht! weiterlesen

VW: Profite durch Behinderung von Gewerkschaftsarbeit?

VW-Konzern streicht Milliardengewinne ein und wehrt sich gegen Einfluss von Beschäftigten

Frühere VW-Arbeiter in Brasilien fordern Gerechtigkeit (Sao Bernardo do Campo, 14. Dezember 2017)

Foto: Paulo Whitaker/REUTERS

Bei der Aktionärsversammlung von Volkswagen am Donnerstag in Berlin war beste Laune angesagt – 11,6 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern, 84 Milliarden Euro Gewinnrücklagen, eine Kapitalrendite von über zwölf Prozent, 50 Millionen Euro für die Vorstandsmitglieder und Dividenden von vier Milliarden Euro für die Eigentümer. VW: Profite durch Behinderung von Gewerkschaftsarbeit? weiterlesen

Für eine neue Arbeitszeitinitiative!

Mein Beitrag zur Initiative für ein neues Normalarbeitsverhältnis; Vortrag im Workshop „Dauerstress stoppen! Für eine neue Arbeitszeitinitiative“ am 27. April in Berlin.

Wo wir herkommen

Vor fünf Jahren führten wir hier auch im Rahmen der Rosa-Luxemburg-Stiftung die Tagung „Kämpfe um Zeit“ durch. Wie heute war Hilde Wagner von der IG Metall beteiligt, ebenfalls Jörg Wiedemuth, der Vorgänger von Norbert Reuter bei Verdi, Sybille Stamm, Richard Detje, Günter Busch, Florian Wilde, Bernd Riexinger und viele andere. Das Thema Arbeitszeit hatte vor fünf Jahren in den Belegschaften noch keine solche Priorität, wie das heute der Fall ist. Vielleicht hat unsere damalige Tagung, die ja selbst Ergebnis einer langen Reihe von Initiativen und Gesprächen war, dazu beigetragen, dass das Thema Arbeitszeitverkürzung jetzt – wieder – in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte gerückt ist. Für eine neue Arbeitszeitinitiative! weiterlesen

Gasgeben im Qualityland

Together in die nächste Etappe – über den Umbau im VW-Überbau

VW-Chef Müller war als Nachfolger von Winterkorn geholt worden, um die Scherben des millionenfachen Abgasbetruges aufzukehren und die Aufklärung nicht zu weit zu treiben. Diese Arbeit ist weitgehend erledigt. In den USA wurden Strafen und Kosten von über 20 Milliarden Euro bezahlt und abgeschrieben, fast niemand fragt mehr nach den Verantwortlichkeiten für den Abgasbetrug im Konzern; von anfänglichen Sprüchen zur rücksichtslosen Aufklärung „ohne Ansehen der Person“ und von dem Versprechen der Transparenz ist nichts geblieben – trotz Landesbeteiligung und weitgehender gewerkschaftlicher Mitbestimmung im Unternehmen. Gasgeben im Qualityland weiterlesen

Alles super bei VW?

Quartalsbilanz des Autoriesen: Hoher Umsatz und Milliardengewinn

Der Volkswagen-Konzern ist wirtschaftlich bestens ins Jahr 2018 gestartet: Dafür sprechen gut 58 Milliarden Euro Umsatz und 2,7 Millionen produzierte Fahrzeuge im ersten Quartal, wie das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg bekanntgab. Getragen wurde das Geschäft vom anhaltenden Boom in China. Auf allen anderen Märkten ging es entweder bergab, oder es waren kräftige Rabatte oder andere »Kaufanreize« wie der »Umweltbonus« oder direkte staatliche Subventionierung von Autokäufen erforderlich. Alles super bei VW? weiterlesen

Zeit für den nächsten Schritt: 30-Stunden-Woche für Alle

Vor 100 Jahren wurde der 8Stundentag in Deutschland Gesetz. Neben Frauenwahlrecht und Betriebsräten eine der großen Errungenschaften der Novemberrevolution 1918.

100 Jahre und Produktivitätssteigerungen von mehreren 100 % später wollen die Unternehmer diese Errungenschaft zerstören. Statt die gewachsene Produktivität in kürzere und den Bedürnissen der Menschen angepasste Arbeitszeiten umzusetzen, wollen sie unter dem Vorwand, Digitalisierung und Globalisierung würden das erfordern, den 8Stundentag beseitigen. Sie benutzen die Wünsche der Beschäftigten, Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, dazu, Arbeitszeiten vollkommen zu entgrenzen und am liebsten rund um die Uhr arbeiten zu lassen. Dies ist Teil der generellen Bestrebungen des Unternehmerlagers und seiner Helfer in neoliberal orientierter Wissenschaft und Politik, sämtliche Bereiche der Arbeitswelt zu deregulieren. Business Europe, die europäischen Unternehmensverbände, versuchen schon lange mithilfe der EU-Kommission die Europäische Arbeitszeitrichtlinie weiter aufzuweichen und von den ursprünglichen Zielen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes abzulösen.

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