E-Autos: Quer zur Energie- und Mobilitätswende!

Im ersten Halbjahr 2020 wurden 30.000 E-Autos meist als Dienst- und Behördenfahrzeuge angemeldet. Die Werbeabteilungen der Autoindustrie jubeln. In Deutschland gibt es kaum mehr als 250.000 E-Autos unter den 50 Millionen PKW. Das Ziel, eine Millionen auf die Straße zu bringen, wurde trotz Regierungskommissionen (NPE und NPM), trotz „Schaufenster Elektromobilität“, öffentlicher Beschaffungsprogramme und Milliarden Subventionen grandios verfehlt.

E-Autos sind an den Bedürfnissen vorbei konstruiert: Größer, schwerer, schneller und teurer – die gewöhnliche Nutzung von PKW‘s sind 2 Stunden am Tag ca. 50 km mit 1,2 Personen und einer Geschwindigkeit von weniger als 30 km/h. Sie bleiben Nischenprodukte und grünes Feigenblatt. Sie werden angeboten, um den Flottenverbrauch der einzelnen Hersteller EU-gerecht nachzuweisen und weiter SUV‘s verkaufen zu können.

Ein gängiges Argument: die Öko-Bilanz sei besser. Nur per Gesetz sind E-Autos „Zero-Emmission“-Fahrzeuge. Der Strommix ist ausschlaggebend, Produktion und Entsorgung müssen mitgedacht werden. Die Autokonzerne werben schon für einen Ausstieg aus dem Atomausstieg!

Ein weiteres Argument: Lärmminderung. Der meiste Lärm kommt aber von den Reifen. Aus Sicherheits- und Prestigegründen werden künstlich Motorgeräusche erzeugt.

Autos nehmen viel Raum ein – in der Stadt verglichen mit ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr, in der Fläche gegenüber der Eisenbahn. Die Flächenkonkurrenz geht seit langem zum Nachteil derer, die nicht mit dem Auto unterwegs sind.

In der gesamten Branche stehen bis zu 400.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. VW baut die Werke in Emden und Zwickau für E-Autos um; bei Daimler und BMW gibt es ähnliche Pläne. Beschäftigung kann nur gehalten werden, wenn der Absatz steigt. In den beiden VW-Werken sollen pro Jahr 600.000 E-Autos gebaut werden. Was, wenn die Nachfrage schleppend bleibt? Von wegen „der Markt“: Ohne staatliche Subventionen würde es kein E-Auto geben.

Hinter der Debatte verbirgt sich die Frage nach unserer Lebensweise.

Uns sollte es um eine Mobilitätswende gehen, die zu weniger Beschäftigung in der Autoindustrie führt, aber zu mehr Beschäftigung in nachhaltiger Mobilität, in der Bahnindustrie, in der Bahninfrastruktur und bei den Bahnbetrieben im Nah- und Fernverkehr. Da wären staatliche Investitionen sinnvoll, das wäre der Übergang zu sozialer und ökologisch nachhaltiger Mobilität. In diesem Prozess haben E-Autos einen Platz als Taxen, für die „letzte Meile“ größerer Transporte, als fahrbarer Untersatz für ältere und mobil eingeschränkte Menschen. In ländlichen Räumen werden herkömmliche PKW genutzt, bis eine andere Art des ÖPNV diese Regionen bedarfsgerecht erschließt.

Wenn eine Verkürzung der Zeit für Erwerbsarbeit, wenn die Personalbedarfe im Gesundheitswesen, im Bildungswesen, in der Natur- und Landschaftspflege berücksichtigt werden, haben wir kein Beschäftigungsproblem. In einem Zehn-Jahreszeitraum, bei absehbarer demografischer Entwicklung, ist eine Transformation ohne Brüche möglich.

https://www.links-bewegt.de/de/article/99.nischenprodukt-und-gr%C3%BCnes-feigenblatt.html

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