VW und Prevent: Spiel mit Beschäftigten und Standorten

Artikel 14 und 15 des Grundgesetzes: Das Eigentum an den Firmen ist auf das Wohl der Allgemeinheit verpflichtet. Ansonsten kann dieses Eigentum zum Zwecke der Vergesellschaftung in Gemeineigentum oder andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.

Beim Wettlauf um Macht und Profite zwischen VW und dem Eigner von VW-Zulieferer Prevent, der Hastor-Gruppe, zählen nicht Beschäftigte noch Standorte. Prevent liefert über verschiedene Tochterunternehmen wie ES-Autoguss, CarTrimm, Halberg-Guss und Foamtec  unter anderem Gussteile und Textilien wie Sitzbezüge an Volkswagen. Schon in den Jahren 2015 und 2016 kam es in Brasilien und in Deutschland zu scharfen Konfrontationen und Produktionsausfällen, als Prevent die Lieferung von Teilen an VW unterbrach.

Was sind die Hintergründe des Streites? Für Außenstehende nur bizarr und nicht so einfach zur durchblicken – deshalb ein ganz kurzer Blick in Geschichte und Geschäftsgebaren. Prevent gehört zum sehr verschachtelten und weit verzweigten Imperium der Hastor-Gruppe aus Bosnien. Gründer und Patriarch ist Nijaz Hastor, der zu jugoslawischer Zeit bei TAS in Sarajewo gearbeitet hat. Dort wurden auch Fahrzeuge von und für Volkswagen produziert. Nach der Zerschlagung Jugoslawiens sind die Hastors mit den guten Kontakten zu Volkswagen groß geworden und haben sich bis zum „Zulieferer des Jahres“ hochgearbeitet. Sie haben Firmen aufgekauft und ausgeschlachtet, sie haben Firmen in den Bankrott gehen lassen – eine feine Gesellschaft jedenfalls.

VW-Manager schon mit einem Bein im Knast

Auf der anderen Seite Volkswagen mit einem höheren Management, das zu großen Teilen bereits mit einem Bein im Knast steht. Die Hastors werfen VW vor, Rechnungen in Millionenhöhe noch nicht bezahlt zu haben. VW ist dafür berüchtigt, bei Zulieferern die Preise maßlos zu drücken, seit der extreme Kostenkiller Josè Ignazio López, „der Würger von Wolfsburg“ vor Jahren zum Einkaufschef ernannt worden war. Und diese Jahr für Jahr zu sinkenden Preise werden dann mit einer Verzögerung von vielleicht vielen Monaten erst bezahlt – auch eine ehrenwerte Gesellschaft, die jetzt sogar eine Detektei beauftragt hat, die Hastors auszuspionieren. Sowas kann man sich nicht ausdenken, einfach Tatortreif.

Nun droht das Hastor-Imperium mit einer Klage gegen VW und Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe. Abgesehen davon, dass Volkswagen über Rücklagen von mehr als 80 Milliarden Euro verfügt, abgesehen also davon, dass VW diesen Streit aussitzen kann, geht es aber um das Schicksal von vielen hundert Beschäftigten und deren Familien!

Bei den Beschäftigten von Foamtec in Stendal, ES-Autoguss in Schönheide, CarTrim in Plauen und Halberg-Guss in Leipzig und Saarbrücken geht die Angst um. Leiharbeiter sind schon entlassen, viele Kündigungen wurden schon ausgesprochen und Betriebsschließungen sind absehbar.

Was sind das bloß für „Unternehmer“, die ohne Rücksicht auf die Beschäftigten ihr Spiel um Macht und Profite derart schäbig austragen? Die IG Metall protestiert gegen dieses Vabanque-Spiel: „Möglicherweise ist das nur der Auftakt eines inszenierten Konflikts mit dem wichtigsten Kunden, um mit Gewalt deutlich höhere Preise durchzusetzen“, sagte Leipzigs IG-Metall-Chef Bernd Kruppa der Leipziger Volkszeitung am 19. April. „Solche Methoden sind inakzeptabel und Gift für unsere Standorte und Arbeitsplätze.“

Das Grundgesetz ernst nehmen!

Ganz ernsthaft zu fragen und zu beraten ist aber, dass die Artikel 14 und 15 unseres Grundgesetzes zur Anwendung kommen müssen. Darin heißt es, dass das Eigentum verpflichtet und dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll. Es ist höchste Zeit, diesen kriminellen Managern und Hasardeuren die Genehmigung zur Betriebsführung zu entziehen und demokratische Regeln in der Wirtschaft zu verankern. Das gibt, wie oben zitiert, das Grundgesetz vor. Ein Grund mehr dafür ist die Tatsache, dass sowohl Volkswagen als auch Prevent schon viel Geld vom Staat bekommen haben – obwohl sie horrende profite machen. Hier ist ein trauriges Beispiel dokumentiert: http://www.cartrim.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/presse/veroeffentlichungen/20141118_Volksstimme_CarTrimStendal.pdf

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