Verkehrswende: Straßenbau stoppen – mit der A39 beginnen, Milliarden in den öffentlichen Verkehr umleiten!

Ein wesentlicher Beitrag zur dringend nötigen Verkehrswende besteht darin, die Gelder für den Straßenbau umzuleiten in den öffentlichen Verkehr. Dazu fallen wohl vielen Leserinnen und Lesern viele Beispiele aus ihrer Region ein. Ich möchte folgend das Beispiel der geplanten A39 von Wolfsburg nach Lüneburg nennen und beschreiben.

Der Bau der Autobahn 39 von Wolfsburg nach Lüneburg (ca. 110 Kilometer) ist im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“ mit Priorität versehen. Die voraussichtliche Verkehrsbelastung wird mit 22.000 Fahrzeugen pro Tag angegeben. Auf der B4, die die gleiche Verbindung darstellt, beträgt die Verkehrsbelastung mit 16.000 Fahrzeugen, davon gut 2.000 LKW,  deutlich weniger – für die Anwohnerinnen und Anwohner ist das allerdings mit unerträglichen Belastungen von Lärm und schlechter Luft und großer Verkehrsunsicherheit verbunden. Hinzu kommt, wenn auf der A7 zwischen Hamburg und Hannover ein Stau ist – und das ist sehr häufig der Fall – springt die Verkehrsbelastung auf der B4 nochmals in die Höhe, dann fährt der Schwerlastverkehr auf dieser Bundesstraße Stoßstange an Stoßstange.  Ist die A39 deshalb eine gute Alternative zur Verkehrsbelastung auf der B4?

Voraussetzung für eine Beurteilung ist eine Analyse der Ursachen des zunehmenden Verkehrs, hier nur kursorisch: Deutschland ist Exportweltmeister. Ein Großteil von Export und Import nicht nur für Deutschland, sondern für Ost- und Südosteuropa wird über den Hamburger Hafen, auch über Bremerhaven  abgewickelt. Das muss dann überwiegend auf der Südroute ins Land bzw. von dort in die Häfen transportiert werden. Ein Dialog-Forum, in dem die Autolobby offensichtlich gut vertreten war, hat beschlossen, nur die Bahnlinie zwischen Lüneburg und Uelzen auszubauen – weitere Bahntrassen wurden mit Zustimmung der Landesregierung abgelehnt. Eine Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau der Trassen ab Uelzen Richtung Stendal wird dann eine Verlagerung des Verkehrs nach Osten nach sich ziehen – die Südanbindung über Celle um Hannover herum bleibt ebenso ein Engpass wie die „Heidebahn“ von Harburg über Soltau nach Hannover; nach Wolfsburg/Gifhorn und Braunschweig führt von Uelzen nur eine eingleisige und nicht elektrifizierte Bahntrasse, die nicht ausgebaut werden soll.

Ursächlich für die unerträgliche Verkehrsbelastung sind also beide Entwicklungen: Die absolute Zunahme des Güterverkehrs und die völlig ungenügende Hinterlandanbindung der Häfen durch die Bahn. Aber an diesen Ursachen wird nicht angesetzt; es wird nicht die Binnenwirtschaft angekurbelt, stattdessen soll die Landschaft zubetoniert werden.

Der Bau dieser 110 Kilometer 4-spuriger Autobahn soll weit über 1 Milliarde Euro kosten.  Würde auf den Bau der A39 verzichtet, würde diese eine Milliarde Euro nicht zur Betonierung der Landschaft und zur Anlockung von Verkehr ausgegeben, dann, ja dann stünde das Geld für sinnvolle Projekte zur Verfügung. Viel sinnvoller wäre dieses Geld in den Bau kurz getakteter S-Bahnverbindungen (die auch für den Güterverkehr nutzbar sind) zwischen Braunschweig und jeweils Wolfsburg, Gifhorn, Peine, Salzgitter und Helmstedt sowie einer Ringbahn genau auf dieser Strecke. Wenn dann  die B4 optimiert, teilweise vierspurig ausgebaut und ein paar Ortsumgehungen wie z.B. in Uelzen gebaut werden, wäre ein Großteil des Problems der Verkehrsbelastung bereits gelöst. Für den Güterfernverkehr sollte die B4 – wie übrigens fast alle Bundesstraßen – gesperrt werden: Das zwingt die Produzenten und die Logistikfirmen dazu, die Transporte auf die Schiene zu verlagern.

http://www.bvwp-projekte.de/strasse/A39-G10-NI/A39-G10-NI.html

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