Heute wurde dem VW-Konzern der Black Planet Award der NGO Ethecon (Ethik und Wirtschaft) verliehen.
Dazu ein Text von mir zu Rüstungsproduktion und Rüstungsexport mit sehr schlechter Tradition bei Volkswagen:
Am 1. Mai 2010 haben die Rheinmetall AG und die VW-Tochter MAN AG ein Joint Venture für militärische Radfahrzeuge gegründet. Mit dem Unternehmen, das als Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) firmiert, entstand ein Komplettanbieter für logistische und taktische Militärradfahrzeuge, der die vollständige Palette der geschützten und ungeschützten Transport-, Führungs- und Funktionsfahrzeuge für Kriegseinsätze abdeckt. RMMV zielt mittelfristig auf Jahresumsätze von bis zu 1.000 Millionen Euro ab.
RMMV bündelt Rheinmetall und MAN und die sich ergänzenden technologischen Kompetenzen beider zu einem global operierenden Systemhaus. „Damit folgt RMMV dem Trend zur gemeinsamen Beschaffung logistischer und taktischer Militärfahrzeuge, die sich in ihren Schutz- und Mobilitätseigenschaften auf Grund der aktuellen Einsatzbedingungen stark angenähert haben.
In einem ersten Schritt wurden die Entwicklungs- und Vertriebsaktivitäten beider Unternehmen in der gemeinsamen Gesellschaft zusammengeführt. In einem zweiten Schritt wurde die Produktionskapazitäten in den Werken Kassel (Rheinmetall AG) und Wien (MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG) integriert.
Gegenwärtig beschäftigt RMMV rund 1.800 Mitarbeiter. Gemeinsam bieten sie eine Produktpalette, die die Anforderungen von kriegführenden Armeen an geschützte und ungeschützte Nutzfahrzeuge sowie Führungs- und Funktionsfahrzeuge in Kriegseinsätzen abdeckt.
Die Produktion / das Angebot von Rheinmetall MAN Military Vehicles umfasst:
Militärische Nutzfahrzeuge
Logistische Fahrzeugsysteme mittlerer, hoher und extremer Mobilität sowie Geschützte Kabinen – u.a. das Panzerfahrzeug SURVIVER für die sächsische Polizei mit aufgestickten NS-Symbolen auf den Sitzen. Sachsens LKA bestellte diesen Panzer, angeblich für Anti-Terror-Einsätze. 330 PS, 15 Tonnen schwer, Allradantrieb, dabei 100 Kilometer schnell. Er soll mit seiner Vollpanzerung und 10-Zentimeter-Panzerglasscheiben Maschinengewehrfeuer und Panzerminen standhalten, vor atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen schützen.
Führungs- und Funktionsfahrzeuge
Geschützte Fahrzeugsysteme, Multifunktionsfahrzeuge, Geländegängige Führungs- und Transportfahrzeuge, Transportpanzer, ABC-Spürpanzer und Feldlabore.
„Unser Service garantiert unseren Kunden die optimale Einsatzbereitschaft und lange Lebensdauer aller von Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH gelieferten Produkte. Das Service-Portfolio der umfasst: Ausbildung, technische Dokumentation, Erstellung von Servicekonzepten, Baugruppeninstandsetzung, Ersatzteilversorgung, Wartung und Instandsetzung – im In- und Ausland – bei Nato- und UN-Einsätzen in Krisen- und Spannungsgebieten.“
Kompromissloser Einsatz
Gepanzerte Kettenfahrzeuge sind auf der ganzen Welt Überlebenskünstler und müssen extreme Temperaturfenster abdecken. Nur kompromisslose Funktionalität und Qualität garantieren sowohl in Wüsten als auch in tropischen oder arktischen Regionen maximale Performance im Einsatz.
Die Renk AG mit Sitz in Augsburg ist ein Tochterunternehmen von MAN und also Teil des VW-Konzerns. Das Unternehmen ist ein wesentlicher Anbieter von Antriebstechnik für unterschiedlichste Anwendungsbereiche mit weltweiter Ausrichtung und gehört zu den zehn umsatzstärksten Unternehmen der deutschen Rüstungsindustrie.
Die VW/MAN-Tochter Renk macht mit solchem Kriegsgerät einen Umsatz von 470 Mio. Euro, erwirtschaftet eine Traumrendite von 10 Prozent. Hiltrud Werner, heute im Konzernvorstand von Volkswagen zuständig für „Integrität“, hat sich im Aufsichtsrat von Renk die Sporen für ihren Aufstieg verdient.
RENK kennt die Herausforderungen seit Jahrzehnten. „Produkte und Lösungen müssen den Standard des technisch Möglichen im nachhaltigen Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen setzen. Darum sind wir strategischer Partner vieler Armeen im Hinblick auf Ersatzteile oder Panzergetriebe … bis hin zur Beherrschung von extremen Anforderungen im Bereich der Mobilität, wie sie in neuesten Fahrzeuggenerationen zum Einsatz kommen, haben wir die Evolution von gepanzerten Kettenfahrzeugen maßgeblich mitgestaltet.“
Weil die Bundesregierung die Waffenexporte nach Saudi-Arabien vorläufig gestoppt hatte, blieb Rheinmetall zunächst auf 120 Militär-LKW sitzen. Das wäre für den Konzern ein Verlust von 136 Millionen Euro. 120 LKW für 136 Millionen Euro! Rheinmetall verlangt eine entsprechende Entschädigung vom Bund. Das unternehmerische Risiko soll auf die Steuerzahler abgewälzt werden.
„Außergewöhnliche Tödlichkeit“
Nach Recherchen von „report München“ und „stern“ aus Dezember 2018 bewirbt das Joint Venture, das Rheinmetall in Südafrika betreibt, einige Produkte für ihre – so wörtlich – „außergewöhnliche Tödlichkeit“.
Das labournet.de und express, die Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, berichten lesenswertes und entlarvendes über Rheinmetall: Auf der Jahreshauptversammlung im Mai 2018 wollten AktivistInnen ein Banner mit dem Spruch »8. Mai 1945, damals wie heute: war starts here, let‘s stop it here« hochhalten. Zwei AktivistInnen sollen jetzt 15.000 Euro für die von der Polizei unterbundene Aktion zahlen.
Diskretion
Die Augsburger Allgemeine berichtet: „Das Unternehmen tritt zurückhaltend auf, weil etwa ein Drittel des Umsatzes auf Militärprodukte entfällt.“ (AAZ 9.3.2014)
Diese „Diskretion“ ist nicht nur mit der in der Bevölkerung verbreiteten Abscheu von Krieg und Kriegsproduktion zu verstehen, sondern auch angesichts der schrecklichen Tradition und Geschichte von Volkswagen, die 1938 mit Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit, veranlasst vom Kriegsverbrecher Ferdinand Porsche, dem Urvater des Porsche-Piëch-Clan, begann. Das Jammern über den „Verlust“ von 130 Millionen Euro Umsatz, weil die Bundesregierung entsprechend dem Auftrag des Grundgesetzes und des Völkerrechts keine Waffen an Diktatoren und in Kriegsgebiete lieferte, fällt öffentlich nicht allzu laut aus. Dennoch werden die Sektkorken bei VW knallen, sollte dieses Ausfuhrverbot durch die große Koalition aufgehoben werden. Die Menschen in Saudi-Arabien und die Opfer des Krieges in Jemen haben dann eine weitere Adresse, an die sie sich mit Klagen wegen des Bruches des Völkerrechtes wenden können: Volkswagen.
Volkswagen muss die Rüstungsproduktion beenden – aus aktuellen wie aus historischen Gründen!
Arbeitsplätze? Arbeit für den Krieg ist keine gute Arbeit und also sind das keine guten Arbeitsplätze!
Menschenrechte gefährden Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie, im VW-Konzernverbund?
Wenn Menschenrechte und Profite sich diametral gegenüberstehen, müssen wir uns für Menschenrechte entscheiden!
Frieden gefährdet Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie, im VW-Konzernverbund?
Wenn Frieden und Krieg sich gegenüberstehen, wenn Frieden und Profit sich gegenüberstehen, müssen wir uns für den Frieden entscheiden.
Volkswagen muss die Rüstungsproduktion beenden – aus aktuellen wie aus historischen Gründen!
Ein Gedanke zu „Schlechte Tradition bei Volkswagen: Rüstungsproduktion und Rüstungsexport“