Kommen bald Busse und Straßenbahnen aus der Autofabrik in Wolfsburg?
Nun ist Zeit zum Nachdenken über grundsätzliche Veränderungen, über eine wirkliche Verkehrswende und den Anteil von Volkswagen daran. Die Entscheidung darüber, was produziert wird, können wir nicht einem unberechenbaren Management überlassen.
Der Bau einer neuen Fabrik in Wolfsburg ist gestoppt, nachdem vorher ein großer Hype darum gemacht wurde, nachdem die Stadt und das Land schon Plane gemacht und Subventionen zugesagt hatten. . Was sind Ursachen und Konsequenzen aus dieser jetzt abgesagten Planung? Kann die Landesregierung zu einer anderen Industriepolitik gedrängt werden? Findet die IG Metall ihren Platz in der Transformation? Kann der Schulterschluss zwischen Gewerkschaften und Umweltbewegung gelingen? Warum werden in der EU Subventionen zugelassen für Unternehmen, die im Geld schwimmen? Warum werden in der EU Subventionen zugelassen für Technologien, die Umweltunverträglich sind?
Vortrag von mir im Wolfsburger Projekthaus Amsel am 23. November 2022 (40 Minuten).
Auf über 130 Hektar sollte die vollautomatisierte Produktion der E-Limousine „Trinity“ entstehen, die ab 2026 zu tausenden aus dem Werk fahren sollten. Von Ende September 2022 hatten Aktivist:innen auf dem Gelände der geplanten Trinity-Fabrik ein Protest-Camp errichtet. Ihr Ziel: „Wir bleiben, bis der Bau Trinity gestoppt ist“. Immer wieder gab es spannende Workshops, Vorträge und Filme auf dem Protestcamp, um sich gemeinsam über die Frage des „Sinn und Unsinn der E-Autos“ auszutauschen. Die Transparente und Schriftzüge in den Bäumen, am Bauwagen, an den Zelten und Co waren eindeutig:„Wir haben eine Utopie – Straßenbahn statt Trinity“, „Trinity oder Arbeitsplätze“, „Volkswagen vergesellschaften“, „Verkehrswende statt Antriebswende“, u.v.w.. Der Bauplanungs-Stop der Trinity-Fabrik ging dann schneller als erwartet. Am 17.11. verkündete das Manager-Magazin, dass der CEO von Volkswagen, Oliver Blume, Trinity in Frage stellt. Dabei hatte Warmenaus Ortsbürgermeisterin von Anfang an die Aktivist*innen nicht unterschätzt: „Jahns vermutet, dass sich das geplante Camp zur Keimzelle eines Protestes vom Kaliber der Auseinandersetzungen um die Rodung des Hambacher Forstes […] entwickelt.“ (WN, 20.09.2022) Zu Auseinandersetzungen vom Kaliber des Hambacher Forstes kam es auf dem Trinity-Baugelände nun nicht. Die Aktivitäten der Aktivist*innen vom Protestcamp hören aber nicht auf, sondern fangen gerade erst an: Nun ist Zeit zum Nachdenken über grundsätzliche Veränderungen, über eine wirkliche Verkehrswende und den Anteil von Volkswagen daran. Die Entscheidung darüber, was produziert wird, können wir nicht mehr alleine einem unberechenbaren Management überlassen. Diese Zeit wollen wir uns jetzt nehmen und intensiv an einem sozial und ökologisch zukunftsfähigen Umbau von Volkswagen arbeiten. Dafür braucht es eine aktive Zusammenarbeit von Beschäftigten, Aktivist*innen, aktiven und interessierten Stadtbewohner*innen. Was es nicht braucht sind profitgetriebene Manager*innen. Die haben noch keinen Arbeitsplatz gerettet und keinen Fleck Natur bewahrt, solange es keinen Profit abwirft. Wenn wir VW zu einem gemeinwohl- und zukunftsorientierten Verkehrswende-Unternehmen umbauen wollen, dann müssen wir im Zuge dessen das Management entmachten und Entscheidungen künftig selber treffen und umsetzen.
Zuschauer Frank S.: Ich habe hier persönlich erstmals Stephan Krull gesehen und zugehört. Mir scheinen seine Erfahrung, seine Sachkenntnis und die resultierenden Ideen für eine Zukunft sehr wertvoll. Da habe ich das Gefühl einer Chance, weil er eben nicht entscheidende Realitäten unserer Gesellschaft ausblendet, wie es der Moderator leider nach meiner Wahrnehmung gerne tut.