Menetekel an der Wand: Absatzeinbruch in der Autoindustrie

Die Produktion und der Absatz von Autos in und aus Deutschland auf der schiefen Ebene – im Jahresverlauf abwärts mit steigendem Tempo. Der Abgasbetrug, der Handelskrieg von Trump gegen den Rest der Welt, die Unsicherheiten in der Türkei, veränderte Mobilitätsbedürfnisse und, so die Meldung von Volkswagen an seine Aktionäre, „die Verunsicherung der Kunden in China“ sind ursächlich für die drastischen Absatzeinbrüche. Vor lauter Verzweiflung investieren die Autokonzerne Milliarden Euro in Elektro-Tretroller, in E-Bikes, in „neue Geschäftsmodelle“ und in „autonomes fahren“ oder in pure Luxusschlitten mit über 1.000 PS, um ein Stück vom Kuchen abzukriegen – völlig unklar, ob diesen Kuchen überhaupt jemand essen wird. Die Preise der neuen Produkte bewegen sich im Preissegment von Kleinwagen – das Leasingangebot an die eigenen Beschäftigten wird kaum ausreichen, die Investitionen wieder einzuspielen.

Das Kraftfahrtbundesamt meldet im Oktober die Zahlen, die den Absturz deutlich machen:

VW-Golf minus 5 Prozent gegenüber den ersten 10 Monaten des Vorjahres, beim 3er BMW und Mercedes C-Klasse jeweils gut 12 Prozent im gleichen Zeitraum, im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat noch drastischer: Audi A3 minus 60 Prozent, VW-Caddy minus 55 Prozent, VW Passat minus 33 Prozent, VW up minus 16 Prozent, VW Golf minus 15 Prozent und selbst beim Skoda Oktavia minus 7 Prozent. In Europa setzt sich das fort mit minus 7 Prozent bei VW, in China mit minus 10 Prozent und bei Audi weltweit minus 26 Prozent.

Eigentlich genug Zahlen; erwähnt werden muss nur noch, dass die Zulieferbetriebe von dieser Entwicklung ebenfalls hart getroffen werden. Ihre Finanzpolster sind dabei oft geringer als die der Autohersteller. So titelte das Handelsblatt am 8. November 2018 bezogen auf die Chemieindustrie: „Die Branche leidet unter den Problemen der Autohersteller“. Gewinnwarnungen sind das kleinste Problem in diesem Zusammenhang.

Die drastischen Absatzeinbrüche sind ein unübersehbares Krisenmerkmal

Produktionsstopps und Kurzarbeit ohne Ende bei VW in Emden, Zwickau und Wolfsburg, Produktionsrückgänge ebenfalls bei Ford und bei Opel in Rüsselsheim und Eisenach. Niemand weiß wirklich im Unternehmen, wie es weitergehen wird. Bei außerordentlichen Betriebsversammlungen soll Klarheit geschaffen werden. Ob das gelingt, ist völlig offen. Voraussichtlich ist es das Ende für tausende Leiharbeiter und das Ende der Passat-Fertigung in Emden, das Ende von Beschäftigung und Existenz bei manchem kleinerem Zulieferer. Nach Zwickau soll Emden das zweite Werk von Volkswagen werden, in dem ausschließlich E-Autos produziert werden sollen. Und wenn die Rechnung mit der E-Mobilität nicht aufgeht, wie eigentlich absehbar ist? Die Milliarden an Subventionen seitens der Bundesregierung für die E-Mobilität sind fast wirkungslos verpufft. Was hätte damit alles sinnvoll zum Beispiel für den ÖPNV finanziert werden können?

Konversion hin zu den Produkten und Dienstleistungen einer Mobilitätswende – dieser Schritt ist überfällig, vielleicht noch nicht zu spät? Die geplante neue Zusammenarbeit von Volkswagen und Ford ist jedenfalls keine Problemlösung, wenn nicht gleichzeitig ganz andere Produkte und eine radikale Arbeitszeitverkürzung durchgesetzt werden können. Dazu ist vor allem die Eigentumsfrage, als Vorstufe die nach Wirtschaftsdemokratie zu stellen, um die Orientierung auf Maximalprofite zu überwinden und die Bedürfnisbefriedigung in den Mittelpunkt zu stellen.

Die reale Krise, die Absatzeinbrüche und der Personalabbau erfordern jetzt zwingend solche Planungen, wenn die Beschäftigten und die Kommunen nicht ins Bodenlose fallen sollen.

 

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