Quartalsbilanz des Autoriesen: Hoher Umsatz und Milliardengewinn
Der Volkswagen-Konzern ist wirtschaftlich bestens ins Jahr 2018 gestartet: Dafür sprechen gut 58 Milliarden Euro Umsatz und 2,7 Millionen produzierte Fahrzeuge im ersten Quartal, wie das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg bekanntgab. Getragen wurde das Geschäft vom anhaltenden Boom in China. Auf allen anderen Märkten ging es entweder bergab, oder es waren kräftige Rabatte oder andere »Kaufanreize« wie der »Umweltbonus« oder direkte staatliche Subventionierung von Autokäufen erforderlich. Insbesondere letztere führen dazu, dass VW, wie andere deutsche Autokonzerne auch, in einem gesättigten Markt den Absatz zu Lasten anderer Autohersteller erhöht. Trotz dieser Bemühungen ging die Produktion im Inland um fast drei Prozent auf 650.000 Fahrzeuge zurück. Mehr als dreiviertel aller Autos werden im Ausland produziert – hauptsächlich in China, in Südamerika und in Mexiko. Wegen dieser Subventionen und gigantischer Produktivitätssprünge wirtschaftet das Unternehmen äußerst profitabel. Von Januar bis Ende März wurde ein Gewinn nach Steuern von 3,3 Milliarden Euro erzielt, die Gewinnrücklage hat sich auf üppige 84 Milliarden Euro erhöht, die Umsatzrendite liegt bei 7,2 Prozent. Allerdings wurden die Lagerbestände erhöht und die Investitionen um zehn Prozent reduziert.
Der Gewinn speist sich unter anderem aus dem »Zukunftspakt«, durch den allein bei der Kernmarke Volkswagen zwei Milliarden Euro pro Jahr »eingespart« werden – wesentlich durch Personalabbau und Leistungsverdichtung. Im Ausland wird das durch verschärfte Ausbeutung der Belegschaften realisiert. Wenn diese sich dagegen wehren, wie in Chattanooga/USA, wird ihnen vom »sozialpartnerschaftlichen Musterbetrieb« aus Deutschland schlicht eine gewerkschaftliche Interessenvertretung verwehrt. In Argentinien wird eine andere als die schon mit der Militärdiktatur kollaborierende Gewerkschaft gar nicht erst anerkannt. Ähnlich in China, wo aufgrund des Protestes der Leiharbeiter die meisten zwar eine Festanstellung erhielten, jedoch keine Entschädigung für den vorenthaltenen Lohn. Und mit Fu Tianbo sitzt einer ihrer Sprecher immer noch im Gefängnis.
Mit Kollaboration kennt das Unternehmen sich nicht nur aus der eigenen Geschichte aus, nun wird als neuestes »Sparprojekt« in Dresden die Mensch-Roboter-Zusammenarbeit gestartet. Eingeführt wird zudem ein »Chief Operating Officer« als neuer Chef der Kernmarke. Und dank der guten Beziehungen drückt die Bundesregierung bei der Nichteinhaltung der Umweltgesetzgebung beide Augen zu und verzichtet auf Strafzahlungen wegen millionenfachen Abgasbetrugs. VW, Daimler und BMW werden die mörderische Konkurrenz in der Branche wohl gut überstehen. Nur die Beschäftigten bei Opel sind nicht sicher, ob das bei ihnen auch gelingt. Von der Versammlung der VW-Aktionäre am 3. Mai in Berlin ist also nicht viel Neues zu erwarten – zumal der Porsche-Piëch-Clan mit seiner Mehrheit ohnehin fast alles dominieren kann.
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