Scheindebatten, Plazebo-Aktivitäten und Schritte zur Mobilitätswende

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert“ – mit dieser Lebensweisheit von Albert Schweitzer eröffnete Wolfgang Müller-Pietralla seinen Vortag bei der Jahrestagung der niedersächsischen Allianz für Nachhaltigkeit (28.8.2019 in Hannover.)

Wer ist Müller-Pietralla und was ist die Allianz für Nachhaltigkeit?

Müller-Pietralla ist „Leiter Zukunftsforschung und Trendtransfer“ bei der Volkswagen AG – ein hohes Tier und ein wichtiger Mann mit – nach Selbstauskunft – direktem Zugang zum Vorstand des Konzerns. War viel zu erwarten von seinem Vortrag mit dem Titel „Perspektive Individualverkehr“? Scheindebatten, Plazebo-Aktivitäten und Schritte zur Mobilitätswende weiterlesen

Ferdinand Piëch: Eine prägende Figur des Kapitalismus

Ferdinand Piëch starb am vergangenen Sonntag nach einem Restaurantbesuch im bayerischen Rosenheim. Seine Witwe Ursula lässt verlauten: „Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer.“ Sogleich wird diese Legende zum Titel in der FAZ, die ihn weiter als „gefürchteten Manager und großen Familienmenschen“ beschreibt – wohl wegen der 12 oder 13 Kinder, deren Vater er ist. Vorstand und Aufsichtsrat von VW melden: „Im Namen aller 660.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolieren Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen von Ferdinand Piëch und würdigen seine großen Verdienste um Volkswagen, die Konzernmarken und die Entwicklung des Automobils insgesamt.“ Auch der Betriebsratsvorsitzende lobt den Verstorbenen über den grünen Klee, spricht von „Liebe zum Produkt, strategische Weitsicht und feinem Gespür.“ Piëch galt als Patriarch des VW-Imperiums, das er tatsächlich zu Teilen geschmiedet hat. Ferdinand Piëch: Eine prägende Figur des Kapitalismus weiterlesen

Hauptsache Arbeit? Der Abgasbetrug und seine Folgen

Drei Jahre sind seit der Aufdeckung des millionenfachen Abgasbetruges der Auto- und Zulieferindustrie im September 2015 vergangen, nachdem zuvor über ein Jahrzehnt Millionen Kundinnen und Kunden in aller Welt hintergangen wurden, der Umwelt irreparabler Schaden zugefügt und der Staat um erhebliche Steuereinnahmen betrogen wurde. Zunächst stand nur der Konzern Volkswagen wegen besonderer Dreistigkeit (Werbung mit „Clean-Diesel“) und Renitenz (Irreführung und Täuschung der Justizbehörden) im Scheinwerferlicht der Ermittlungen in den USA, dann Bosch und Conti als Zulieferer von Soft- und Hardware der „Abgasreinigung“, später gerieten dann eigentlich alle verbliebenen europäischen und amerikanischen Autokonzerne ins Visier der Ermittler. Der Betrug jedoch wurde keineswegs mit der Enttarnung im September 2015 beendet, sondern läuft ohne Unterbrechung weiter, wie der Produktionsstopp bei Audi wegen der aktuell eingebauten betrügerischen Software in der ersten Mai-Woche 2018 zeigte. Hauptsache Arbeit? Der Abgasbetrug und seine Folgen weiterlesen

Riskante Autowette

VW und Ford kooperieren bei Modetrends der »neuen Mobilität«: Milliarden auf »autonomes Fahren« gesetzt!

In der Debatte um die »Transformation« der Automobilindustrie scheint eines klar: Das Produkt und dessen Nutzung müssen grundlegend verändert werden. Gestritten wird, in welche Richtung das gehen soll. Und wer diese kontrolliert. »Der Volkswagen-Konzern wird sein Kerngeschäft transformieren, mit mehr als 30 zusätzlichen elektrischen Modellen bis zum Jahr 2025, sowie dem Ausbau von Batterietechnologie und autonomem Fahren«, ist in »Zahlen, Daten Fakten, Volkswagen Navigator 2018« (März 2018) zu lesen. Im November hatte das Management verkündet, dass in den folgenden fünf Jahren 44 Milliarden Euro in E-Mobilität, neue Geschäftsfelder, autonomes Fahren und Digitalisierung investiert würden. Das ist ein Drittel der geplanten Gesamtinvestitionen. Nun wird teilweiser Vollzug gemeldet: Der Weg ist frei für eine Kooperation mit der Ford-Tochter »Argo AI«. Riskante Autowette weiterlesen

Gewerkschaftsfreie Produktion bei VW?

Neues Werk soll in Türkei entstehen, vergrößert die Überkapazitäten und verschärft die Konkurrenz. Was sagen IG Metall und Landesregierung dazu?

Seit längerer Zeit gibt es Planungen bei Volkswagen, in den Werken Zwickau, Emden und Hannover Elektrofahrzeuge herzustellen und die Produktion von Modellen mit konventionellen Motoren in ein neues Werk nach Südosteuropa zu verlagern. Eine zweite Begründung ist die geplante Expansion des Tochterunternehmens Skoda, die die Kapazitäten in Tschechien überlasten würde. Rumänien, Serbien, Bulgarien und die Türkei wurden für das neue Werk ins Gespräch gebracht – allesamt Niedriglohnländer mit geringen gewerkschaftlichen Standards. Gewerkschaftsfreie Produktion bei VW? weiterlesen

Volkswagen & Co. vergesellschaften!

Autoindustrie hintertreibt den Atomausstieg: „Wenn uns der Klimaschutz wichtig ist, sollten die Kernkraftwerke länger laufen!“

Reißerisch und gegen jede Mitbestimmung gerichtet, titelt das „Handelsblatt“ (6.6.2019), die VW-Spitze würde sich dem Betriebsrat im „ringen um Stellenabbau“ beugen. Ähnlich „Die Welt“ (5.6.2019) mit der Überschrift „Betriebsrat gewinnt Machtkampf mit VW-Chef“. Ein Horror für alle Finanzinvestoren, denen es nur um Maximalprofite geht. Mit solchen Überschriften und Artikeln wird verschleiert, dass der VW-Konzern in den nächsten Jahren in Deutschland planmäßig über 30.000 Arbeitsplätze abbauen will und dass die E-Auto-Strategie auf höchst wackeligen Füßen steht – aber eine andere Strategie, einen Plan B gibt es im Konzern nicht. Volkswagen & Co. vergesellschaften! weiterlesen

Für die Vergesellschaftung der Autoindustrie

Es gibt eine Karikatur, in der an einem Werkstor steht: „Hier endet der demokratische Sektor der BRD“. Die Geschäftsführerin der IG Metall Braunschweig, Eva Stassek, eröffnete mit diesen Worten ein Forum zum Thema „100 Jahre Betriebsräte – Komanager oder Gegenmacht?“ – die junge welt berichtet (siehe Link unten).

Die Hamburger Gewerkschaftslinke (Jour Fixe) schreibt zu der Veranstaltung bzw. zu dem Artikel: Für die Vergesellschaftung der Autoindustrie weiterlesen

Schlechte Tradition bei Volkswagen: Rüstungsproduktion und Rüstungsexport

Heute wurde dem VW-Konzern der Black Planet Award der NGO Ethecon (Ethik und Wirtschaft) verliehen.

Dazu ein Text von mir zu Rüstungsproduktion und Rüstungsexport mit sehr schlechter Tradition bei Volkswagen: Schlechte Tradition bei Volkswagen: Rüstungsproduktion und Rüstungsexport weiterlesen

Rüstungsproduktion und Rüstungsexport: schlechte Tradition bei Volkswagen

Rheinmetall MAN Military Vehicles, Betriebsratsmobbing, „außergewöhnliche Tödlichkeit“, Panzer für die Polizei, Nazisymbole und Kriegsprofite.

Der Bundessicherheitsrat tagt in geheimer Sitzung. Am Mittwoch (27.3.2019) wurde keine Einigung über eine mögliche Verlängerung des Rüstungsexportstopps für Saudi-Arabien erzielt. Es wurden Koalitionsgespräche angesetzt, bevor der Bundessicherheitsrat erneut zusammenkommt und entscheiden wird – die CDU besteht auf den Export wegen der Verträge und der „Verlässlichkeit auch gegenüber den europäischen Partnern.“ Die europäischen Waffenschmieden laufen Sturm gegen den Rüstungsexportstopp und bringen ihre konservativen Regierungen dagegen in Stellung. Aber es geht nicht um „Verlässlichkeit“, sondern um die Profite der Rüstungsfirmen, wie Rheinmetall und Volkswagen. Rüstungsproduktion und Rüstungsexport: schlechte Tradition bei Volkswagen weiterlesen