Von Zeit zu Zeit: Vollbeschäftigung?

„Wir leben in der besten aller Welten“, erzählen die Regierenden – und glauben das sogar; sie selbst leben ja überwiegend auch wie Maden im Speck. Tatsächlich: Das Sein bestimmt das Bewusstsein – bei den Herrschenden wie bei denen, denen nur Ungerechtigkeiten widerfahren und die auf diese Art und Weise veralbert werden. Brecht, etwas frei übersetzt: Belehrt von ungeduldigen Politikerinnen stehen die Armen und hören, dass die Welt die beste der Welten ist. Von Zeit zu Zeit: Vollbeschäftigung? weiterlesen

Arbeitszeitverkürzung – vielfältig mehrdeutig

Vor hundert Jahren, im Ergebnis der Novemberrevolution 1918, wurde in Deutschland der 8-Stunden-Tag zum gesetzlichen Standard. Immer war er umkämpft, immer haben die Arbeitgeber und ihre reaktionären politischen Freunde ein roll back versucht – mal ohne Erfolg, zeitweise, zum Beispiel in der NS-Zeit, auch recht erfolgreich – bis hin zur „Vernichtung durch Arbeit“.

Der wichtigste Erfolg der Novemberrevolution, die Beendigung des mörderischen Krieges, hielt gerade mal 20 Jahre – dann wurde von Deutschland unter der Diktatur der Nazis der noch mörderischere nächste Weltenbrand angezettelt. Arbeitszeitverkürzung – vielfältig mehrdeutig weiterlesen

Befreiung der Arbeit oder Befreiung von Arbeit?

Im Buch „Arbeiten wie noch nie – Unterwegs zur kollektiven Handlungsfähigkeit“ (Hg. Sabine Gruber, Frigga Haug, Stephan Krull; Argument-Verlag) habe ich als Vorschlag beschrieben, wie wir, Gewerkschaften und die gesellschaftliche Linke, aus der arbeitspolitischen Defensive zur Befreiung der Arbeit kommen können: Vom Klassenkampf zur Sozialpartnerschaft und wieder zurück; vom Neuen, das aus dem Alten erwächst; von den Kämpfen um disponible Zeit und vom anders arbeiten und anders planen.

Auch die anderen Beiträge im Buch sind absolut lesenswert:

Eine Reisanleitung auf dem Weg zur kollektiven Handlungsfähigkeit; die Beschreibung von Arbeitsverhältnissen als Gesellschaftsverhältnissen (Sabine Gruber); von Traditionen, Erfahrungen und Perspektiven aus der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung (Bernd Röttger); von der Arbeit „der Anderen“(Alexandra Weiss); von den Faulen und den Fleißigen (Johanna Riegler); von einer Vision von Frauen, die eine Vision für alle ist (Frigga Haug); von einer lebendigen Debatte auch über das Grundeinkommen und von den nächsten Schritten von der Utopie zur Realität.

Aber hier zunächst mein Beitrag: Aus der arbeitspolitischen Defensive zur Befreiung der Arbeit? Befreiung der Arbeit oder Befreiung von Arbeit? weiterlesen

100 Jahre 8-Stunden-Tag – Wege entstehen im Gehen!

 

Die Revolution im November 1918, der Aufstand von Matrosen, kriegsmüden Soldaten, von Arbeiterinnen und Arbeiter führte zum Ende des Krieges. Kaiser, Könige und Fürsten dankten ab, unterschrieben den Arbeiter- und Soldatenräten, dass sie für sich und ihre Erben auf Thron, Titel und Privilegien verzichten. Die neue Regierung in Berlin, der „Rat der Volksbeauftragten“, verkündete am 12. November 1918 die Elemente der neuen politischen Ordnung: Die Einführung eines gleichen, geheimen, direkten und allgemeinen Wahlrechtes einschließlich des Frauenwahlrechtes; die Zensur, der Belagerungszustand, die Gesindeordnung wurden aufgehoben, eine Amnestie für politische Straftaten erlassen. „Als Folge der Revolution wurde mit dem Aufruf des Rates der Volksbeauftragten vom 12. November die Arbeitszeit zum 1. Januar 1919 für alle Arbeitnehmer auf acht Stunden pro Tag begrenzt. 100 Jahre 8-Stunden-Tag – Wege entstehen im Gehen! weiterlesen

100 Jahre 8-Stunden-Tag – ein Grund zu feiern und zu kämpfen

Im November 1918 beschloss der Rat der Volksbeauftragten die Einführung des 8-Stunden-Tags. 100 Jahre später ist das ein Anlass zurück und voraus zu schauen. Dazu lädt die Attac AG Arbeit-Fair-Teilen für den 27. Oktober ins Haus Dacheröden ein. Radio F.R.E.I. sprach mit Stephan Krull, einem der Organisatoren über historisches aber auch über Perspektiven.

https://radio-frei.de/index.php?iid=7&ksubmit_show=Artikel&kartikel_id=7234

 

Die nächste Runde im Kampf um die Zeit – es geht um Zukunft, Solidarität und Demokratie!

Die IG Metall geht den Kampf um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland an!

Viele Menschen gehen in den Westen, weil sie dort weniger arbeiten für mehr Geld.

Fast 30 Jahre nach dem Anschluss der DDR an die BRD arbeiten die Beschäftigten in den ostdeutschen Bundesländern pro Jahr immer noch rund einen Monat länger als im Westen – trotz gleicher Produktivität. „Drei Stunden wöchentlich: Das sind zweieinhalb Jahre Lebenszeit für Familie, Ehrenamt, Hobbys und Bildung“ wie junge Metallerinnen aus dem BMW Werk in Leipzig sagen. Mit der Weigerung der Arbeitgeber, gleiche Arbeit in Ost und West gleich zu bezahlen, werden die Menschen aus dem Land getrieben. Mit dieser schreienden Ungerechtigkeit werden die Konkurrenz und die Verrohung der Menschen angetrieben. Das gesellschaftliche Leben nimmt erheblichen Schaden und die Demokratie kommt unter die Räder. Dagegen stemmen sich jetzt die Beschäftigten in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie und die IG Metall. Beschäftigte und Gewerkschaft erwarten Unterstützung aus der Politik und auf Solidarität der Gesellschaft, der Kirchen, Vereine und der sozialen Bewegungen! Die nächste Runde im Kampf um die Zeit – es geht um Zukunft, Solidarität und Demokratie! weiterlesen

Schlechte Arbeit tötet – 6.000 tödliche Arbeitsunfälle, pro Tag!

Weltweit sind es über zwei Millionen Menschen, über 6.000 pro Tag, die durch Arbeitsunfälle ihr Leben verlieren. Im Jahr 2017 kamen in Deutschland an jedem Werktag zwei Menschen durch Arbeitsunfälle ums Leben: für 451 Personen kam nach einem Unfall am Arbeitsplatz jede Hilfe zu spät; sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Nach Recherchen des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus ist die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle im vergangenen Jahr gestiegen. Dagegen gehen die Betriebskontrollen der staatlichen Arbeitsschutzbehörden seit Jahren zurück. Neben dem zunehmenden Stress und den vielen Überstunden in den Betrieben ist es vor allem eine Verschlechterung der Arbeitssicherheit und bei den staatlichen Kontrollen der Betriebe zur Einhaltung der gesetzlichen Standards, der Unfallverhütungsvorschriften. In allen Bundesländern wurden bei den Gewerbeaufsichtsämtern und anderen Arbeitsschutzbehörden massiv Stellen abgebaut. Die Folge: Die Zahl der Arbeitskontrollen wurde je nach Bundesland zwischen 35 und 96 Prozent zurückgefahren; am stärksten, wen wundert es, in den ostdeutschen Bundesländern. Schlechte Arbeit tötet – 6.000 tödliche Arbeitsunfälle, pro Tag! weiterlesen

100 Jahre 8-Stunden-Tag

Festveranstaltung der Attac AG ArbeitFairTeilen am 27. Oktober in Erfurt!

Zeit ist das mit Abstand am häufigsten gebrauchte Substantiv der deutschen Sprache, Ausdruck der Dynamik, mit der Zeitthemen für uns existenziell wichtig geworden sind. Für uns als lohnabhängig arbeitende Menschen geht es um Lebenszeit, für die Eigentümer der Fabriken, die von der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft leben, um Arbeitszeit: je länger die Arbeitszeit, desto höher der Profit.

Vor 100 Jahren wurde im Ergebnis der unvollendeten Novemberrevolution der 8-Stunden-Tag zum allgemeinen gesetzlichen Standard erhoben. Neben anderen Zugeständnissen an die Arbeiterbewegung wie der Anerkennung von gewählten Betriebsräten, machten Arbeitgeber und konservative Politiker von Kirche und Kapital dieses eine „Zugeständnis“, um – aus ihrer Sicht – Schlimmeres, nämlich sozialistische Bestrebungen, zu unterbinden. 100 Jahre 8-Stunden-Tag weiterlesen

Die Krise der Autoindustrie, Voraussetzungen und Chancen einer Verkehrswende

  1. Die Misere
  2. Landnahme und Neokolonialismus
  3. Alternativen

Die Misere

Was ist los bei Daimler –  fragen so- und selbsternannte Autoexperten. „Um 30 Prozent ist der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. In allen fünf Sparten erodiert der Betriebsgewinn. In der Zentrale in Stuttgart erklärt man die schlechte Performance mit Einmalbelastungen und externen Faktoren wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China. … nach dem Kurseinbruch von rund 20 Prozent seit Jahresanfang warten die Aktionäre auf positive Nachrichten. Die gestern verkündete künftige Holding-Struktur allein ist es nicht“ – so das Handelsblatt am 27. Juni des Jahres. Um die konkreten Zahlen, wohlgemerkt für ein Quartal, zu nennen: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ist gegenüber dem Vorjahresquartal um 30 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gesunken, teilte der Stuttgarter Autobauer mit. Der Umsatz schrumpfte um ein Prozent auf 40,8 Milliarden Euro. Nur 2,6 Mrd. Euro Vorsteuergewinn, und „die Aktionäre warten auf positive Nachrichten“. Was für ein krankes System! Die Krise der Autoindustrie, Voraussetzungen und Chancen einer Verkehrswende weiterlesen

Arbeitszeitverkürzung, Mindestlohn, Grundeinkommen: Drei Projekte, die zusammengehören!

Gemeinsam haben wir in der Attac AG ArbeitFairTeilen unsere Ideen zu Mindestlohn, Grundeinkommen und Arbeitszeitverkürzung aufgeschrieben. Der Text stammt überwiegend aus dem Krisenjahr 2009, ist aber – insbesondere bezogen auf das Grundeinkommen – sehr aktuell und nach wie vor unsere Position, die wir in die Debatte einbringen.

Mindestlohn, Grundeinkommen und ArbeitFairTeilen gehören zusammen! Arbeitszeitverkürzung, Mindestlohn, Grundeinkommen: Drei Projekte, die zusammengehören! weiterlesen