Daimler AG, der Betriebsrat und der tendenzielle Fall der Profitrate

Politische Ökonomie mit Karl Marx und der Irrtum des Betriebsratsvorsitzenden Brecht.

Gewerkschaften und Linke müssen sich mehr mit politischer Ökonomie beschäftigen – alltäglich und seminaristisch. Dann wäre der oberste Betriebsrat bei Daimler vom Rückgang des Gewinns erstens nicht überrascht worden und zweitens wäre ihm etwas anderes eingefallen, als „wir müssen die Effizienz erhöhen, keine Frage.“

Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates von Daimler im Handelsblatt: „Wenn bei steigenden Stückzahlen die Ergebnisse schlechter werden, müssen wir die Effizienz erhöhen, keine Frage.“ Daimler AG, der Betriebsrat und der tendenzielle Fall der Profitrate weiterlesen

Jobs oder Klima? Die falsche Frage

Sexistische Werbung und Angriff auf den Öffentlichen Personennahverkehr!

Volkswagen hat vor Jahresende 2018 für aufgeregte Debatten gesorgt: 7000 Stellen sollen in Emden und Hannover wegfallen, weil diese Standorte – wie das Werk in Zwickau – für E-Autos umgebaut werden. Die Ankündigung wurde in einen Zusammenhang mit der Konferenz von Katowice und den Beschlüssen der EU zu CO2-Emissionen gestellt.
Volkswagen, die IG Metall und der Betriebsrat warnen vor zu ehrgeizigen Klimazielen, Niedersachsens Ministerpräsident Weil befürchtet einen unkalkulierbaren Stellenabbau, Bundeswirtschaftsminister Altmaier warnt vor der Überforderung der Autoindustrie, Betriebsratsvorsitzender Osterloh kündigt eine Reaktion der Beschäftigten bei den Wahlen an: «Ich frage mich, ob die Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin sich darüber im klaren sind, was sie damit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Autoindustrie antun. Ich gehe davon aus, dass die Arbeitnehmer sich bei den anstehenden Wahlen genau ansehen werden, welche demokratische Partei ihre Interessen vertritt. Oder wer soziale Nachhaltigkeit tausender Arbeitsplätze vergisst und sich in den schicken Vierteln der Großstädte lieber für überscharfe Grenzwerte feiern lässt.» Die AfD spielt indessen den Verteidiger des «deutschen Diesel und der deutschen Arbeitsplätze». Aber wer die falsche Frage stellt, kann nicht zu einer richtigen Antwort gelangen. Jobs oder Klima? Die falsche Frage weiterlesen

Autokrise: Umbau und Abbau bei FORD

Die Autokrise beschleunigt sich und nimmt Formen an, Belegschaften in Angst und Schrecken

Alle Auto-Hersteller in Deutschland haben weniger Produktion und Verkäufe, bei Opel, Ford und Volkswagen wurde das Jahr mit Kurzarbeit begonnen, bei Ford geht es um Personalabbau in erheblicher Größenordnung.

Trotz oder wegen der erneuerten Kooperation Ford & Volkswagen – bei Ford in Deutschland wird die Produktion reduziert und später möglicherweise eingestellt. 1.600 Beschäftigte in Saarlouis stehen vor der Entlassung, 20.000 Beschäftigte in Köln und Saarlouis sind in Angst. „Ford werde sich stärker auf das Geschäft mit Nutzfahrzeugen konzentrieren und sein Angebot an SUV-Modellen ausbauen.“ Doch keines dieser Modelle wird in Deutschland gebaut. Ende 2014 wurde bereits das Werk im belgischen Genk geschlossen. Autokrise: Umbau und Abbau bei FORD weiterlesen

100 Jahre arbeitsfreier Sonntag

Seit genau 100 Jahren gibt es im Einzelhandel ein grundsätzliches Verbot der Sonntagsarbeit. Der arbeitsfreie Sonntag musste erstritten werden – und bis heute wird um ihn gestritten. Arbeit am Sonntag breitet sich immer mehr aus, der Streit um verkaufsoffene Sonntage ist nur die Spitze des Eisbergs. 100 Jahre arbeitsfreier Sonntag weiterlesen

Arbeitszeiten, die zum Leben passen!

Eine neue Publikation der IG Metall mit Berichten und Erfahrungen des Arbeitskampfes 2018. Im Mittelpunkt des Kampfes stand und steht die Auseinandersetzung um die Frage, wem die Zeit gehört – den Individuen oder den Unternehmen. Leben wir, um zu arbeiten oder arbeiten wir, um zu leben?

Am Tarifabschluss selbst habe ich Kritik, weil das Mehr an arbeitsfreier Zeit für viele Beschäftigte im Wesentlichen ohne Lohnausgleich und vor allem ohne Personalausgleich, zum Teil durch Arbeitszeitverlängerung, ausgeglichen werden soll. Die Tarifauseinandersetzung hat jedoch die Tür ein Stück weiter aufgemacht für die Debatte um die Arbeitszeit. Insbesondere die arbeitsfreien Tage werden von Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeitern in hohem Maße in Anspruch genommen, weniger die „kurze Vollzeit“, weil die Entgeltverluste nicht zu verkraften sind. Insgesamt wird sichtbar, wie groß der Wunsch nach einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung ist: 30-Stunden-Woche, Kurze Vollzeit für alle – mit vollem Lohnausgleich!

Link zum Buch:

Arbeitszeitbuch 2019 Metall- und Elektroindustrie

Kämpfe um Arbeit: SOLIDARITÄT!

Solidarität neu buchstabieren:

  1. Die Arbeiterklasse ist offensichtlich nicht homogen: z.B. Männer, Frauen, Junge, Alte, unterschiedliche sexuelle Orientierung, früher oder später migrantisch, stupide Arbeit, kreative Arbeit, Kopfarbeit, Handarbeit und viele weitere Differenzierungen. Die zu beobachtenden Veränderung der Arbeit (mehr Wissensarbeit an fast allen Arbeitsplätzen) führen (unter kapitalistischen Verhältnissen) zu einer weiteren Ausdifferenzierung, Spezialisierung und Arbeitsteilung.  Die Unterschiede / Veränderungen führen auch zu unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen an die Arbeit in verschiedenen Lebensphasen, zwischen den Geschlechtern, in verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Aber: es gibt gemeinsame, übereinstimmende Interessen: Gute angstfreie Arbeit, gerechte Verteilung aller Arbeit, gute Arbeitsbedingungen, gute Bezahlung. Bei aller Differenz: Konzentration auf die Gemeinsamkeiten, nicht auf die Unterschiede, Konzentration auf verbindende Forderungen!

Kämpfe um Arbeit: SOLIDARITÄT! weiterlesen

Experten gegen Experten? Experten gegen Lobbyisten!

Autoindustrie in der Offensive? Unterstützung einiger Lungenärzte, Protest zehntausender Schülerinnen und Schüler!

Nach jahrelangem Betrug geht die Autoindustrie jetzt in die Offensive, will die in der EU gültigen und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Grenzwerte für Luftschadstoffe gar abschaffen bzw. erhöhen und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit dem Entzug der Gemeinnützigkeit und von öffentlichen Zuwendungen bestrafen. Volkswagen, BMW und Daimler wollen aus dem jahrzehntelangen Abgasbetrug noch Kapital schlagen. Oberlobbyist Verkehrsminister Scheuer freut sich „über die Versachlichung der Debatte“: „Wir brauchen eine ganzheitliche Sichtweise“, sagte er am Donnerstag (24.1.) im ARD-Morgenmagazin. „Wenn über 100 Wissenschaftler sich zusammenschließen, ist das schon einmal ein Signal.“ Ähnlich dümmlich bezeichnete er die Idee der von der Bundesregierung berufenen Kommission „Zukunft der Mobilität“, Geschwindigkeitsbegrenzungen von 130 km/h auf den Autobahnen einzuführen als „Gängelung“ und als „gegen jeden Menschenverstand gerichtet.“ Experten gegen Experten? Experten gegen Lobbyisten! weiterlesen

Hauptsache Arbeit? Abgasbetrug, Krise und die Folgen.

Die Autokrise ist unübersehbar, die Konkurrenz zerstört Lebensplanungen und Standorte: „Wir sind im Krieg“ – sagt der BMW-Boss.

Die „Umweltprämie“ ist eine Subventionierung und staatliche Maßnahme zur Absatzförderung, schleichende Entgeltreduzierung wird kombiniert mit unrealistisch geplanten drastischen Produktivitätssprüngen.

Was sind die Alternativen, welche Lösungen kann es für die
Beschäftigten geben? Die Kommission zur „Zukunft der Mobilität“ muss breiter und demokratischer zusammengesetzt werden.

Hauptsache Arbeit? Abgasbetrug, Krise und die Folgen. weiterlesen

Europa 2019 – Das Ende der Bescheidenheit?

Der Exportüberschuss aus Deutschland ist seit vielen Jahren sehr hoch und beträgt inzwischen fast 300 Milliarden Euro: „Wir sind Exportweltmeister!“ Das Stabilitätsgesetz von 1967 schrieb etwas ganz anderes vor: Preisstabilität, Vollbeschäftigung, ausgeglichenen Außenhandel und angemessenes Wachstum. Die Folgen der andauernden Instabilität und des unausgeglichenen Außenhandels sind gravierend in Deutschland und in Europa. Europa 2019 – Das Ende der Bescheidenheit? weiterlesen

Vielleicht sind wir immer noch viel zu bescheiden!

100 Jahre 8-Stunden-Tag, Vortrag von Prof. Ingrid Kurz-Scherf bei der Veranstaltung der Attac AG ArbeitFairTeilen und der Rosa-Luxemburg-Stiftung am 27. Oktober 2018 in Erfurt:

 Im November 1918 wurde auf Beschluss des Rates der Volksbeauftragten eine Anordnung über die Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter erlassen. Es war die Geburtsstunde des Achtstundentages. Seit es ihn gibt, ist er umkämpft: auf der einen Seite den Angriffen derer ausgesetzt, die sich die Arbeit anderer Menschen aneignen; auf der anderen geht es darum, die Frage der Arbeitszeit zum Gegenstand gesellschaftlicher Emanzipation zu machen, durch weitere Verkürzung, durch Umverteilung von Arbeit. Ende Oktober stand der Achtstundentag im Mittelpunkt einer Festveranstaltung mit dem Untertitel »Zeit für den nächsten Schritt«. Veranstaltet von der Attac-AG ArbeitFairTeilen und der Rosa-Luxemburg-Stiftung ergriff dort neben Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow auch Ingrid Kurz-Scherf das Wort. Die Politikwissenschaftlerin war viele Jahre Leiterin des Tarifarchivs beim gewerkschaftsnahen WSI, Abteilungsleiterin für Tarifpolitik beim DGB-Bundesvorstand sowie Staatssekretärin für Arbeits- und Frauenpolitik im Saarland sowie in Brandenburg. Von 2001 bis Mitte 2015 lehrte sie als Professorin für Politische Wissenschaften in Marburg. OXI dokumentiert eine leicht gekürzte Fassung ihrer Rede, in der es um Notwendigkeit und Dialektik einer großen gesellschaftlichen Bewegung geht. Die Festveranstaltung zu 100 Jahre Achtstundentag ist im Internet unter rosalux.de dokumentiert. Vielleicht sind wir immer noch viel zu bescheiden! weiterlesen