Tribunal gegen den VW-Konzern

Die Geschichte vergeht nicht, wie ein Blick in das Jahr 1971 zeigt. Die Geschichte hat den VW-Konzern eingeholt. Das SDAJ-Tribunal gegen den VW-Konzern im Dezember 1971 war seiner Zeit voraus. Erst heute hat der inzwischen weltgrößte Autokonzern sich bei denjenigen entschuldigt und ein wenig Entschädigung geleistet, die seinerzeit vom VW-Management in Brasilien ans Messer geliefert wurden.

Warum und seit wann ich mich mit der Automobilindustrie im Allgemeinen und mit Volkswagen im Besonderen beschäftige, wollte jüngst jemand von mir wissen.

Ein gewisser Ausgangspunkt war das „Tribunal“ gegen den VW-Konzern im Dezenber 1971 – vor fast 50 Jahren. Insbesondere die Geschichte des Konzerns mit der Gründung als Propaganda- und Rüstungsprojekt der Nazis, die Kumpanei von Volkswagen mit den Generalen der Militärdiktatur in Brasilien und den Schergen des Apartheidsystems in Südafrika empörten uns, gleichermaßen die Ausbeutung tausender Arbeiterinnen und Arbeiter in den prosperierenden Werken des expandierenden Unternehmens.

Vor ein paar Tagen schickte mir ein Genosse aus vergangenen Tagen einen Link zum Projekt „Materialien zur Analyse von Opposition“ aus dem APO (Außerparlamentarische Opposition)-Archiv der FU Berlin . Es war die Dokumentation des Tribunals gegen den VW-Konzern im Dezember 1971, veranstaltet von der SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend), deren Landesvorsitzender ich damals war.

Damals ahnten wir, heute wissen wir, dass das Management von Volkswagen seinerzeit tief eingedrungen war in die Souveränität der Menschen in Brasilien, Mexiko und Südafrika und sich schuldig gemacht hat an Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In Brasilien wurde gerade ein „Vergleich“ zwischen Volkswagen und den Justizbehörden vereinbart. Dieser Vergleich soll juristische Auseinandersetzungen beenden und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen. 36 Millionen Real (ca. 5,5 Millionen Euro), davon gut die Hälfte an die Personen bzw. ihre Nachkommen, die als aktive Gewerkschafter von Volkswagen ans Messer der Militärdiktatur geliefert wurden. (https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_88630760/vw-zahlt-opfern-von-militaerdiktatur-in-brasilien-millionen-entschaedigung.html)

Mir war es dann gut ein Jahrzehnt später ein wirkliches Vergnügen, im Wolfsburger Stammwerk in der Lackiererei anzufangen zu arbeiten, gewerkschaftlicher Vertrauensmann zu werden und dann von 1990 bis 2005 im Betriesbrat mit den Beschäftigten in Wolfsburg für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter kämpfen zu können. Mir war es ein noch größeres Vergnügen, im gewerkschaftlichen Arbeitskreis INTERSOLI Kontakte  zu knüpfen zu Beschäftigten in Südafrika, Brasilien und Mexiko – und die internationale Solidarität, die internationale gewerkschaftliche Zusammenarbeit in der Belegschaft zu verankern.

(Zusammen mit John Gomomo, dem Vorsitzenden der Shop Stewards bei VW in Südafrika, späteren COSATU-Vorsitzenden und ANC-Parlamentsmitglied)

(Bei einer 1.-Mai-Demo in Wolfsburg)

Über all das wäre viel zu sagen und zu schreiben, heute erst einmal die Dokumentation des „Tribunals“ als Ausgangspunkt für eine entscheidende Pahse in meinem Leben, hier zum nachlesen:

https://mao-projekt.de/BRD/NS/BRS/Wolfsburg_SDAJ_1972_VW-Tribunal.shtml

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