Das Elektroauto ist keine Lösung, sondern ein Problem.

Die deutsche Autoindustrie setzt, wie die Bundesregierung, auf das Elektroauto und spricht in diesem Zusammenhang von einer großen Transformation der Autoindustrie. Andere Aspekte wie autonomes fahren und neue Geschäftsfelder werden hier zunächst nicht weiter betrachtet, obgleich sie Teil dieser Transformation sein sollen.

Im Gesprächskreis der Rosa-Luxemburg-Stiftung „Zukunft Auto, Umwelt und Mobilität“ haben wir uns intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Dr. Alfred Hartung, der viele Jahre in der Forschung bei Volkswagen gearbeitet hat, hat dazu einen Vortrag gehalten, auf den ich mich stütze.

Meine These: Elektroautos lösen keines der Probleme, die zur Notwendigkeit der Transformation der Mobilität geführt haben. Hier die Argumente und Fakten:

  • Elektroautos nehmen im ruhenden wie im fließenden Verkehr ebenso viel Platz ein, wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Asphaltstraßen und zubetonierte Parkplätze bleiben dominant in unseren Städten.
  • Elektroautos stehen gleichermaßen im Stau bzw. sind gleichermaßen der Stau, wie Autos mit Verbrennungsmotor.
  • Durch Elektroautos findet keine Lärmreduzierung statt; Lärmquelle sind heute überwiegend Rollgeräusche, nicht Motorgeräusche.
  • Für fast 50 Millionen PKW – so viele gibt es gegenwärtig in Deutschland – ist eine Versorgung mit elektrischer Energie ausgeschlossen; von der nicht vorhandenen und unbezahlbaren Ladeinfrastruktur einmal abgesehen.
  • Wenn nur ein Viertel aller Fahrzeuge in Deutschland E-Autos wären (gut 10 Millionen), würden dafür unverantwortlich viele Rohstoffe verbraucht (jeweils im Verhältnis zur gegenwärtigen Jahresförderung): Nickel ca. 50 Prozent, Lithium ca. 250 Prozent und Cobalt ca. 50 Prozent.
  • Die CO2-Bilanz – einer der angeblichen Treiber bei der Elektromobilität – würde kaum besser werden. Bezogen auf die Fahrzeugherstellung und die Nutzungszeit ist die Energiebilanz von Elektroautos pro Personenkilometer nur geringfügig besser als die von Verbrennungsmotoren und nicht halb so gut wie die von Bus und Bahn.
  • Aus Norwegen wissen wir, dass Elektroautos als Zweit- oder Drittwagen gekauft werden; unterm Strich also mehr Autos als weniger (gleich wesentlich höherer Ressourcenverbrauch).
  • Besitzer von E-Autos benutzen dieses oft (wegen des guten grünen Gewissens) für Wege, die sie sonst mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV zurückgelegt haben.
  • Das E-Auto wird in der juristischen Definition dank der Autolobby als Zero-Emission-Fahrzeug deklariert – trotz der Emissionen bei Herstellung und Betrieb. Das führt – in Kombination mit einer Kompensationsmöglichkeit – zu einem Mehrverkauf von großen Autos mit Verbrennungsmotor.

Das für China zuständige Mitglied des VW-Konzernvorstandes, Jochem Heizmann, sagte in den Wolfsburger Nachrichten vom 20. April 2017: „Die Elektro-Fahrzeuge werden spätestens ab 2021 benötigt, um die hohen Verbräuche der SUV in China auszugleichen“.

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung vom 11.102018 äußerte sich der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess, der doch nur Argumente sucht, um weiterhin Dieselautos verkaufen zu können, wie folgt (siehe Link unten):

„HD: Wenn es um die C02-Bilanz geht, wird das E-Auto mit dem Diesel in Deutschland auf langen Strecken auf absehbare Zeit nicht mithalten können. Denn die Wahrheit ist: Sie stellen nicht auf Elektro um, sondern auf Kohlebetrieb. Das liegt am Strommix. Wenn Sie eine Batterie mit Kohlestrom erzeugen, haben sie schon fünf Tonnen CO2 erzeugt nur bei der Batterieherstellung. Und wenn Sie dann noch mit Kohlestrom fahren, wird E-Mobilität wirklich zum Wahnsinn. Ich finde es übrigens völlig unverständlich, dass man heute auch nur daran denkt, ein Braunkohleabbaugebiet zu erweitern. Ein großes Braunkohlekraftwerk erzeugt so viele CO2-Emissionen wie neun Millionen Dieselfahrzeuge.

SZ: Im Hambacher Forst gehören Ihre Sympathien also den Demonstranten?

HD: Absolut. Ich werde da vielleicht auch hingehen. Denn was die Energiewirtschaft dort machen will, führt unsere ganze Elektrifizierungsstrategie ad absurdum! Es hat überhaupt keinen Sinn, Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, wenn wir gleichzeitig den Strom dafür aus Braunkohle produzieren. Dann fahren wir mit Kohle statt Erdöl und produzieren mehr CO2 als heute.

SZ: Wir stellen uns gerade vor, wie Sie im Hambacher Forst im Baumhaus sitzen und Plakate malen.

HD: Da lachen Sie jetzt, aber was da passiert, ist doch unglaublich. Wir investieren Milliarden in die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten, weil wir denken, das ist der richtige Weg. Und dann erschließen wir Kapazitäten für die mit Abstand klimaschädlichste Energieerzeugung: Braunkohle.“

Mein Fazit:

E-Autos sind keine Lösung, Braunkohle schon gar nicht, und den Kapitalismus mit Kapitalismus zu überwinden, klappt noch weniger. Elektroautos, wie sie jetzt von der Industrie angeboten werden (so groß und so schnell und mit der gleichen reichweite wie Verbrenner), sind Spielzeuge für reiche Leute, die sonst schon alles haben. Da die Elektromobilität keine Lösung der Verkehrsprobleme ist, kann sie auch keine Perspektive für die Beschäftigten in den Autofabriken sein. Eine notwendige Mobilitätswende umfasst jedoch auch Elektroautos für innerstädtische Verkehr, die sogenannte „letzte Meile“. und einige andere nützliche Zwecke. Vor allem bedeutet eine Mobilitätswende jedoch den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Dazu sind Investitionen in die Infrastruktur (Schienen, Trassen), in den Wagenpark (Busse, Bahnen, Waggons) und in intelligente Verkehrssystem erforderlich; diese sind wiederum mit vielen Arbeitsplätzen verbunden, die in der klassischen Automobilindustrie ohnehin wegfallen. Finanziert werden kann diese Mobilitätswende unter anderem dadurch, dass der Straßenbau beendet und alle Subventionen für die Autoindustrie umgelenkt werden in den öffentlichen Verkehr und in neue Verkehrssysteme. Straßenbaukosten sowie direkte und indirekte Subventionen für die Autoindustrie sind zusammen viele Milliarden Euro pro Jahr.

https://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/auto-vw-konzernchef-autofahren-mit-kohlestrom-ist-wahnsinn-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-181011-99-325555

 

 

 

 

 

7 Gedanken zu „Das Elektroauto ist keine Lösung, sondern ein Problem.“

  1. Mich beschäftigt, abgesehen von den hier dargelegten Argumenten, warum die Politik Elektroautos überhaupt will. Da gehen doch Steuermittel verloren wenn man an die Besteuerung der Kraftstoffe denkt. Ich nehme stark an, dass Strom dann in Zukunft stark besteuert wird, mit massiven Folgen auch für jeden Strom, der in Haushalten verbraucht wird, zumindest preislich gesehen. Und das obwohl Deutschland schon ein teures Stromland ist.

  2. Hallo,
    gegen Krebs haben wir die Chemo,
    welche die Menschen nur vergiftet aber nicht hilft.
    Genauso ist es mit dem E-Auto,
    CO 2 wird weiter die Welt vergiften.
    Alles ist ein Milliarden Geschäft für das der kleine Mann
    zahlen muss, egal von welcher Seite man es betrachtet.

  3. Wie kann die Automobilhersteller-gerade VW- so kurzfristig von Diesel auf Elektro umstellen?
    Ich sehendes große Problem mit der Bereitstellung der riesigen Mengen an
    Ladeleistungen vermehrt in den Abendzeiten wenn z. B. Keine PV Anlage ans Netz liefert. Man darf auch nicht die Wintermonate vergessen, an denen viele Waermepumpen unsere Häuser elektrisch heizen. Gab es nicht vor 2 Jahren Engpässe ohne Steckdosen Autos?
    Eine solche Umstellung kann nur in Abstimmung mit den Stromlieferanten in kalkulieret Zeiteinheit sinnvoll funktionieren!
    Die Verantwortlichen Herren bei VW
    Wissen nicht was Sie tun!!

  4. Auf das eAuto zu setzen, ist ein Irrweg. Über weitere
    Jahrzehnte wird es ein Mix sein. Dazu wird wahrscheinlich
    Wasserstoff dazu kommen.
    Warum sieht das die Politik nicht?

  5. Ich denke schon, das eAutos zukünftig eine größere Rolle spielen werden, aber nicht unbedingt mit Batteriestrom betrieben. Vielleicht ein Wasserstoff-Hybridauto mit Brennstoffzelle, kleinem Pufferakku für mehr Beschleunigungsleistung und Einzelradmotoren, das wäre aus Sicht der Nutzerbequemlichkeit sinnvoll. Man darf auf keinen Fall alle Anwendungsfälle über einen Kamm scheren, wie das derzeit von renomierten Instituten gemacht wird, die vor allem in der Widerlegung Andersdenkender recht aggressiv daherkommen. So wird ein Spediteur für eine Lieferung von Hamburg nach München wohl kaum auf die Batterie setzen, während dies für den Pizza-Lieferservice, der nur die letzte Meile bedient, sehr wohl eine Lösung darstellt. Viele der 52% Einwohner, die in Mietwohnungen wohnen, werden wohl Jahrzehnte auf eine Schnellademöglichkeit warten. Es wäre fatal, aufgrund von Studien theoretisierender Institute und arbeitsweltfremder Unis viele Millarden für Ladeinfratruktur und die erforderlichen Stromtrassen zu verschwenden um dann festzustellen, dass der bequeme Autofahrer lieber lokal erzeugten Wasserstoff tankt – weil das einfach schnell geht. Und die alleinerziehende Mutter, die zum Pendeln schnell ein günstiges Auto braucht, wird wohl eher einen guten gebrauchten Golf Diesel, der vielleicht mit Biotreibstoff fährt, oder ein Gas Auto als einen gebrauchten Batteriestromer kaufen, der eventuell noch eine neue Batterie braucht. Bevor man umzieht, schmeißt man die Dinge weg, die man nicht mehr braucht. Deshalb sollten wir uns zuerst überlegen, wie wir Fahrten generell reduzieren bevor wir den Umzug auf eAutos durchführen. Vor 35 Jahren sind wir bei weitem nicht soviel mit dem Auto gefahren, sondern mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad. Und wenn dann nicht nur die Familien ins Grüne ziehen, sondern auch die Unternehmen – weil die Arbeitnehmer schon dort wohnen – entlasten wir die Innenstädte viel effektiver. Also, beim Grundrechnen und bei den Naturwissenschaften in der Schule besser aufpassen – das gilt vor allem für viele unserer Politiker und meinungsmachenden Journalisten -, den gesunden Menschenverstand aktivieren und schon muss man nicht mehr jedem Gutmenschen-Hype hinterherlaufen. Und vielleicht mal die schönen Landschaften Deutschlands erkunden, statt mit dem Flieger die ganzen vollgestopten In-Ziele auf der Welt zu bereisen oder sich in schwimmenden Bettenburgen über die Meere schippern zu lassen. Das hilft definitiv mehr, als am Freitag mit dem Auto zur Klima-Demo zu fahren. Und jeder kann sofort damit beginnen.

  6. Das ist keine Lösung 1 der Akku hält nicht lange ist nach 6 Jahre Plat Dan muß ein neuer rein und die Entsorgung ist teurer und wo hin da mit? Das ist alles wider nur abzocke wir deutsche sollten da protestieren da gegen ja, und er brauch Strom das heißt die große Kraftwerke müssen bleiben eine Katastrophe , ich finde es reicht langsam die ferarsche von den Politikern,

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